Freudentränen am Kili - ein Traum wird wahr
Tansania 18.04.2017

Freudentränen am Kili - ein Traum wird wahr

Vorbereitung:
Lasst Euch bloß nicht verrückt machen! Ihr braucht für den Gipfelerfolg weder Marathonläufer zu sein, noch Euch für viel Geld einer Höhenanpassungs-Behandlung zu unterziehen. Wer eine Stunde lang locker joggen kann und eine einigermaßen gute Grundkondition hat, schafft auch den Uhuru Peak. Wir joggen seit Jahren ein bis zweimal pro Woche zwischen 6 und 10 km, aber pünktlich zur Vorbereitung der Kibo-Besteigung lief alles schief:
Im September 2016 zum letzten Mal gejoggt, dann privat jede Menge Stress gehabt und unzählige Ausreden gefunden, Anfang Oktober in Garmisch auf Kurzurlaub einmal 400 hm vom Zugspitzplatt auf die Zugspitze gekraxelt (runter mit der Seilbahn). Im Weihnachtsurlaub sollte es endlich so richtig losgehen, dann wurde ich krank: eine richtig hartnäckige, langwierige Bronchitis...
Januar 2017 haben wir dreimal geschafft, in Eifel und Siebengebirge zwischen 10 und 16 km wandern zu gehen, dann hat mich die Gelbfieberimpfung für Sansibar aus den Schuhen gehauen, die Bronchitis kehrte mit Fieber zurück...
Erst eine Woche vor Abflug war ich wieder einigermaßen fit. Da hatten wir uns schon längst vom Gipfeltraum verabschiedet und sehr demütig beschlossen, dass der Weg das Ziel ist und wir einfach schauen, wie weit wir kommen. Im Nachhinein eine super Einstellung - viele, die extrem verbissen an den Gipfel rangehen, packen ihn nicht. Wie sagte unser Guide Thadeus immer? "You can't fight this mountain!"

Voraussetzungen für den Gipfelerfolg:
Bucht die längste Route, die es gibt, mit den meisten Übernachtungen vor dem Gipfel: Lemosho (8 Tage/7 Nächte). Ja - sie ist auch die Teuerste, aber Ihr macht so etwas vermutlich nicht sehr oft im Leben. Eine kurze Route mag erstmal billiger sein, aber wenn Ihr dann den Gipfel nicht schafft, habt Ihr am falschen Ende gespart. Statistisch gesehen schaffen 90% auf dieser Route den Gipfel, weil die Höhenanpassung einfach optimal ist.
Trinkt viel und regelmäßig.
Geht extrem langsam (pole pole).
Mit viel Glück ist Thadeus Euer Guide. Der bringt Euch mit Geduld und Herzblut sicher auf den Uhuru Peak.

Packliste:
Gibt es im Netz mehr als genug, drum hier nur als Ergänzung:
Crogs mit Kunstfelleinlage für die Zeit im Camp. Lasst die Turnschuhe zu Hause. Wenn Ihr nachts dreimal auf's Klo müsst, seid Ihr dankbar, dass Ihr nicht mit verdreckten Schnürsenkeln herumhantieren müsst. Und auch sonst schlüpft es sich viel schneller hinein und hinaus, wenn man auf Knien das Zelt betritt / verlässt. Die Dinger kosten nicht viel, sind leicht, und anschließend kann man sie an die Porter verschenken.
Eine Trinkblase (2 Liter) und einen entsprechenden Rucksack, der für ein Trinksystem vorgesehen ist. So könnt Ihr immer wieder auch während des Gehens trinken, ohne ständig anzuhalten und den Rucksack absetzen zu müssen.
Plastik-Zipperbeutel in verschiedenen Größen zum Ordnunghalten in der Reisetasche und wenn man mal was verpacken muss, was feucht geworden ist.
Bucht Euch auf jeden Fall ein Toilettenzelt dazu, am besten direkt beim Briefing mit dem Guide einen Tag vorher, das ist günstiger als daheim beim Reiseveranstalter. Jeder Cent war gut investiert. Die Klos in den Camps sind total verdreckt - viele Menschen treffen halt einfach nicht das vorgesehene Loch...

Tag 1: 13.02.2017 Londorosi Gate - Mti Mkubwa Camp
Wir werden um 9.00h von unserem Guide Thadeus in der Pension abgeholt. Erstmal geht's nach Moshi ins Büro, Formalitäten erledigen und p. P. 3 Liter Wasser in die Rucksäcke füllen. Anschließend eine fast 4-stündige Fahrt zum Londorosi Gate inklusive Polizeikontrollen und einem Besuch in einem Straßenrestaurant, wo die Porter zu Mittag essen. Hier lernen wir unseren Assistant Guide Freddy, den Koch Erasto und den "Ingenieur" Alfred (d.h. den Porter, der unser Chemieklo trägt und betreut) kennen. Um 14.00h endlich am Gate angekommen, bekommen wir unsere Lunchboxen - während für die Crew der aufwändige Prozess des Wiegens und Gewichteverteilens beginnt. Wir werden noch zu den Lemosho Glades gefahren, und um 16h beginnt endlich unsere Wanderung. Noch sind wir zu sechst, aber unsere Wege trennen sich zum Teil schon am folgenden Tag. Es geht schon relativ steil durch einen Regenwald voller Colobus-Affen bergauf. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Camp. Mit Stirnlampe und noch ohne jegliche Routine richten wir uns in unserem Zelt häuslich ein. Komisch ist, dass wir in unserem Messe-Zelt ganz allein tafeln. Das hatten wir uns doch anders vorgestellt, aber vermutlich ist die Mannschaft mal ganz froh, unter sich zu sein... Unser Waiter Gaston (kein Witz) tut alles, damit wir uns wohlfühlen. Nach dem Essen folgt wie jeden Tag ein Briefing von Thadeus für den kommenden Tag, dann geht's ab in den Schlafsack...

Tag 2: 14.02.2017 Mti Mkubwa Camp - Shira 1 Camp
Nach dem üblichen Morning Call mit einer Tasse Kaffee / Tee, die Gaston uns an den Schlafsack bringt, dem "hot water for washing" und dem reichhaltigen Frühstück wandern wir noch ein Stück durch Regenwald, dann durch Moorlandschaft, am Ende eine sehr steile, fast schon Kletterpartie hoch zum Shira-Plateau. Wir sind froh, dass das Wetter schön ist, sonst wäre der Aufstieg auf dem sog. "Elefantennacken" wenig spaßig gewesen. Die Steine sind ganz schön ausgewaschen. Das Shira 1 Camp liegt spektakulär auf dem Plateau, abends zeigt sich zum ersten Mal der Kibo - es ist traumhaft schön. Für den nächsten Tag ist eine Akklimiatisierungswanderung über die Shira Cathedral geplant, aber es kommt alles ganz anders. Die Nacht ist sternenklar, unser Zelt von außen gefroren...

Tag 3: 15.02.2017 Shira 1 Camp - Shira 2 Camp
Das Wetter ist wunderschön, sonnig und klar - ein perfekter Tag zum Wandern. Gerade als wir loswollen, bekommt mein Mann plötzlich Herzrasen! Sein Puls liegt bei 100, der große starke Kerl zittert so sehr, dass der Stuhl, auf dem er sitzt, deutlich mitwackelt. Thadeus und ich sind mehr als besorgt. Ich erwäge schon einen Abbruch und die Rückkehr per Jeep von der nahen Fahrstraße aus. Für Thadeus ist diese Entscheidung noch zu früh. Er schaut sich meinen Mann sehr genau an (Augen, Hände...), bittet ihn aufzustehen und langsam umherzugehen. Die Mannschaft sitzt bedrückt herum.
Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, so plötzlich wie er gekommen ist. Wir gehen langsam los. Die Shira Cathedral ist vom Programm gestrichen. Thadeus lässt es sich nicht nehmen - trotz heftiger Gegenwehr meines Mannes - auch noch dessen Tagesrucksack zusätzlich zu seinem ganzen Gepäck zu schleppen.
Der Weg zum Shira 2 Camp ist recht einfach und eben. Als wir nachmittags ankommen, habe ich leichte Kopfschmerzen. Ein Paar aus Österreich, mit dem wir am 1. Tag zusammen gewandert sind, untersucht uns per Minicomputer (Sauerstoffgehalt im Blut, EKG) - alles soweit ok...
Sie - von Beruf Höhenärztin - meint, leichtes Kopfweh sei gut, der Körper beginne, sich zu akklimatisieren. Vor dem Schlafengehen werden die Kopfschmerzen stärker - ich nehme eine Kopfschmerztablette...

Tag 4: 16.02.2017 Shira 2 Camp - Lava Tower - Barranco Camp
Heute ist ein wichtiger Tag für die Höhenanpassung: Der Lava Tower liegt mit 4.600 m auf Höhe des Basecamps Barafu. Meine Kopfschmerzen sind wie weggeblasen. Der Weg ist steil, aber wir haben keinerlei Probleme mit der Atmung und sind darüber mehr als verwundert. Die Erinnerung an meine bisher einzige "Höhen"-Wanderung (Sierra Nevada, Mulhacén, 3.482 m vor 14 Jahren) ist geprägt von: 5 Minuten gehen, stehenbleiben, 2 Minuten hecheln, 5 Minuten gehen usw...
Da kann man mal sehen, was Pole Pole ausmacht.
Bald sind wir von kaltem Nebel umhüllt, der Lava Tower ist von Ferne nur schemenhaft zu erkennen. Mittags sind wir am Lava Tower Camp und treffen überraschenderweise unsere beiden Österreicher wieder, von denen wir uns morgens noch ausgiebig verabschiedet hatten. Große Freude!!! Die beiden gehen ab hier die Western Breach.
Wir fallen wie die Wölfe über unsere Lunchboxen her. Von Appetitlosigkeit und Übelkeit keine Spur - Gottseidank!!!
Ich kapiere erst, als unser Assistant Guide Freddy den Weg abwärts einschlägt, dass wir gar nicht auf den Lava Tower DRAUF müssen - und ich hatte mich schon die ganz Zeit gefragt, wie das ohne Steigeisen gehen soll...Bin sehr erleichtert!
Bis zum Barranco Camp geht es abwärts, teilweise mit Klettern über große Steine. Thadeus hilft mir immer wieder, indem er mir seine Hand reicht. Auf dem Weg zum Camp wird meine eigentliche Schwäche deutlich: ABWÄRTS gehen! Ich gehe sehr unsicher, meine Knie rebellieren. Die Landschaft ist spektakulär, aber ich bin heilfroh, als wir endlich im Camp angekommen sind. Hier ereilt viele zum ersten Mal die Höhenkrankheit mit Übelkeit und Erbrechen.
Wir haben wie immer einen gesegneten Appetit und genießen Suppe, Hähnchen und Pommes (!).

Tag 5: 17.02.2017 Barranco Camp - Karanga Camp
Die Sonne scheint, und die imposante Barranco-Wall liegt vor uns. Wie immer sind wir die Letzten, die das Camp verlassen. Das stört uns nicht im Geringsten - so haben wir nämlich nie Drängler hinter uns und werden auch fast nur von unseren eigenen Portern überholt. Das Durchsteigen der Wand mit einigen kleinen Kletterpartien macht Spaß. Thadeus und Freddy reichen uns ihre Hände und zeigen an, wo wir hintreten müssen. Der "Hugging" oder "Kissing Rock" bekommt ganz traditionell einen Kuss - das machen hier alle so, auch die Porter, die heute mal wieder echte Schwerstarbeit leisten müssen. Nach einer guten Stunde sind wir oben, der Weg nach Karanga ist erstmal easy, dann müssen wir aber nochmal tief hinab ins Karanga Valley runtersteigen (für mich ein Graus) und steil wieder hoch zum Camp (alles wieder im Lot).
Das Camp empfängt uns mit einem ungemütlichen Sturm, es ist so kalt, dass ich beim Abendessen zum ersten Mal meine Winterjacke anziehe. Viele sind zur Höhenanpassung nachmittags noch ein Stück hoch Richtung Barafu gewandert. Uns hat Thadeus eine Siesta verschrieben: "Save your energy!".
Abends bemerke ich zum ersten Mal, dass meine Beine angeschwollen sind (Wasser in den Beinen?). Vom Liegen geht es aber - noch - wieder weg...

Tag 6: 18.02.2017 Karanga Camp - Barafu Camp
Der Tag beginnt mit Sonnenschein - der Kibo ist zum Greifen nah. Wir sind fast abmarschbereit, Thadeus sagt aber "Pole Pole" an. Als wir uns dann wirklich noch ein bisschen Zeit lassen, drängt er uns plötzlich zum Aufbruch: Das Wetter hat sich schlagartig geändert - Nebel zieht auf.
Der Weg geht steil hoch, aber Puls und Atmung sind völlig normal - wie gesagt: Hoch ist nicht das Problem...Mittags kommen wir an, das Camp liegt weit verstreut - der steinige Untergrund gleicht einem Scherbenhaufen. Wir essen unseren "hot lunch" mit großem Appetit. "Problem" ist, dass es 3 Stunden später, um 17.00h schon wieder Diner geben soll...
Erstmal geht's aber zur Siesta in den Schlafsack.
Zum Diner essen wir für Gastons Geschmack viel zu wenig. Wen wundert's? Immerhin haue ich mir eine Portion Spaghetti mit Ketchup rein, das gibt Kraft für den Aufstieg.
Ich zeige Thadeus meine angeschwollenen Beine, er sieht da aber keine Schwierigkeiten. Dann sollen wir schlafen, liegen aber bis 22.00h vor Aufregung wach und schlafen nur eine Stunde bis zum Morning Call.

Tag 7: 19.02.2017 Barafu Camp - Uhuru Peak - Millennium Camp
Endlich ist es soweit! Die Nacht ist sternenklar und kalt (-11 Grad). Wir ziehen die von Thadeus empfohlene Kleidung an: 3 Paar Hosen und 5 (!) Lagen obenrum. Dann Skisocken und Sohlenwärmer in die Wanderschuhe und zwei Paar Handschuhe. Ich komme mir vor wie ein Michelinmännchen... Nach einem Kaffee und Keksen geht es los. Pole Pole... Wir haben das Riesenglück, dass wir nur zu zweit sind und Thadeus und Freddy unsere Tagesrucksäcke tragen. Ihr eigenes Gepäck bleibt ja im Basecamp. Das war vorher unsere größte Sorge, dass wir unter den Rucksackgurten zu schwitzen anfangen und anschließend frieren. Dank der beiden Guides haben wir nun eine Sorge weniger. Asante sana!
Der Berg liegt zum Glück im Dunkeln, wir sehen nur die Kette von Stirnlampen vor uns und darüber die Sterne. Irgendwann kommt von hinten eine große Gruppe US-Amerikaner, die zur Motivation einen Ghettoblaster dabei haben, aus dem laute Discomusik ertönt. Wir finden das absolut schrecklich und unpassend und bitten Thadeus, die Gruppe vorzulassen und noch langsamer zu gehen, damit sie schnell außer Hörweite ist.
Irgendwann schaut Thadeus auf die Uhr und meint, wir sollten ab jetzt nur noch kurze Pausen machen, weil es nun nochmal richtig anfängt zu frieren. Was - schon 3.00h? Die Zeit ist geradezu verflogen und die Hälfte schon geschafft. Irgendwann beginnt der Morgen zu dämmern, was uns noch mehr motiviert.
Um 7.00h erreichen wir nach 6 3/4 Stunden den Stella Point. Die Sonne geht wunderschön über dem Mawenzi auf. Freudentränen kullern, und es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass wir weiter zum Uhuru Peak wandern.
Um uns herum geht es vielen so richtig dreckig. Übelkeit und Erbrechen sind uns zum Glück erspart geblieben.
Auf dem Spaziergang zum Uhuru Peak begegnen wir doch tatsächlich unseren beiden Österreichern. Die zwei waren gestern Abend schon am Gipfel, haben im Crater Camp übernachtet und die Chance genutzt, den Uhuru Peak ein zweites Mal zu besuchen. Die Wiedersehensfreude ist riesengroß - und der Stolz, es fast geschafft zu haben! Wir bekommen für das letzte kleine Stück einen Red Bull (verleiht Flüüüüügel).
Um 8.00h haben wir den Gipfel erreicht. Wir sind überglücklich!
Widmen möchten wir unseren Gipfelerfolg meiner guten Freundin Petra, die ich schon seit dem Kindergarten kenne und die vor Weihnachten im Alter von 47 Jahren ihren langen Kampf gegen den Krebs verloren hat. Sie hat uns auf unserer Tour begleitet und beschützt.
Es ist erstaunlich leer am Gipfel - ich hatte schon befürchtet, man müsse für das Foto Schlange stehen... Wie sagte unsere Pensionswirtin in Moshi anschließend lakonisch: "natural selection..."
Pünktlich zum Gipfelfoto kommt eine Nebelbank durchgezogen, die hier oben wirkt wie feiner Eisregen. Egal - wir kneifen die Augen zusammen und strahlen um die Wette. Im Nu ist mein schwarzer Schal schneeweiß, und wir rüsten uns zum Abstieg.

Und der ist leider definitiv für mich das Schlimmste an der ganzen Tour.
Nach dem Motto "what goes up, must come down" schlittere und stolpere ich an Thadeus' Arm Richtung Barafu. Die Leute, die uns sehen, müssen denken, ich hätte Höhenkrankheit im Endstadium. Meine Knie wollen trotz Kniebandagen nicht mehr. Als wir mittags endlich endlich in Barafu ankommen, bin ich fix und fertig und weiß nicht, wie ich heute noch weiter absteigen soll. Erstmal lege ich mich ins Zelt und schlafe 1 1/2 Stunden wie ein Stein.
Am liebsten würde ich nie mehr aufstehen, aber im unwirtlichen Barafu Camp will ich auch nicht meinen Lebensabend verbringen. Mein Mann redet mir liebevoll zu, bis ich mich dann doch aufrappele und sogar mit Appetit Suppe und Sandwiches esse. Meine Kräfte kehren langsam zurück.
Seinen ursprünglichen Plan, heute noch bis zum Mweka Camp abzusteigen, hat Thadeus verworfen, und wir wandern Richtung Millenium Camp. Der Weg wird nach kurzer Zeit angenehm flach. Das Grün und die Blumen der Moorlandschaft tun den Augen richtig gut. Irgendwann fängt es heftig an zu regnen. Thadeus ist wenig erfreut - wir genießen die Landschaft und die frische regenreine Luft. Gegen 18.00h erreichen wir das Millennium Camp. Nach dem Diner fallen wir in unsere Schlafsäcke und schlafen volle 10 Stunden durch.

Tag 8: 20.02.2017 Millennium Camp - Mweka Gate
Nach dem Frühstück folgt die Abschiedszeremonie von der Mannschaft. Wir bekommen das Kilimanjaro-Lied gesungen, das Gaston mir an den Tagen zuvor beim Servieren beigebracht hat. Die Trinkgelder werden verteilt - alle sind hochzufrieden. Später geben wir Thadeus noch einige Ausrüstungsgegenstände mit, die er an die Mannschaft verteilen soll, die wir aber zum Abstieg noch brauchen, wie z. B. meine Wanderschuhe und unsere Wanderstöcke und Gamaschen.
Gut erholt begeben wir uns auf die letzte Etappe. Die Sonne scheint, der Regenwald ist prächtig grün, leider geht es jede Menge Stufen hinab, was meine Knie gar nicht gut finden. Endlich unten an der Straße angekommen, heule ich erstmal eine Strophe... Thadeus ruft heimlich unseren Fahrer Ibra an, damit er uns holen kommt. Als er damit herausrückt, bin ich echt empört!!! Ich bin doch nicht auf fast 6.000 Meter hochgewandert, um mich dann mit dem Jeep am Mweka Gate vorfahren zu lassen. Das geht GAR nicht! So wird Ibra ein zweites Mal angerufen und muss wieder umdrehen, obwohl er fast schon bei uns war.
Ich quäle mich weiter Richtung Gate. Wir sehen aber unterwegs noch ein Rudel Colobus-Affen mit Babies. Die hätten wir verpasst, wenn wir mit dem Jeep gefahren wären, das sieht auch Thadeus ein.
Endlich endlich sind wir da! Ich tausche Wanderstiefel gegen Crogs, zippe mir die Hosenbeine ab und wasche mir zum 1. Mal seit 8 Tagen das Gesicht unter fließendem Wasser - was für ein Luxus!!!
Dann lege ich meine stark geschwollenen Beine hoch. Dieses Phänomen wird mich noch 3 weitere Tage begleiten, weswegen ich auf der anschließenden Safari sicherheitshalber meine Thrombosestrümpfe vom Flug trage.
Nach der Urkundenübergabe fahren wir glücklich und ausgelassen zurück nach Moshi.

Asante Sana an unsere gesamte Crew: Thadeus, Freddy, Erasto, Gaston, Alfred, Tomain, John, Ismail und zwei weitere Porter, deren Namen ich leider vergessen habe. Kasi nzuri!!!

Ohne Euch wäre unser Traum nicht wahr geworden!


M. & H. Boeder