Sansibar – da, wo der Pfeffer wächst
Tansania 28.04.2013

Sansibar – da, wo der Pfeffer wächst

Der 11-stdg. Flug, verbunden mit wenig Schlaf im Flieger fordert seinen Tribut: ich bin völlig von der Rolle...

1. Tag auf Sansibar

Stone Town erschlägt mich, die brutale Hitze, die vielen Menschen, das Gewusel, der Krach... Ich bin und bleibe (gerne) ein Landei!

Die engen Gassen zwischen den maroden Häusern der Steinstadt speichern die schwüle Hitze wie ein Schwamm. Der feuchte, mit grauen Algen bewachsene Putz verströmt einen sauer-modrigen Geruch. Die Gedanken kreisen in mir. Wenn ich unser Hotel – das Zanzibar Coffee House Hotel, mitten in der Altstadt gelegen – verlasse um die Stadt zu erkunden, werde ich dann wieder hierher zurück finden? Stone Town ist so ganz anders, als die vielen Städte, die wir bisher besucht haben.

Am Nachmittag, kaum, dass wir uns ein wenig frisch gemacht und etwas ausgeruht haben, kommt Nicolas und macht mit uns eine Stadtführung. Erstens hätten wir ohne ihn wohl kaum alles gefunden, zweitens präsentiert er uns seine Stadt mit exzellentem Wissen. Die schweren Haustüren, das Markenzeichen Zanzibarischer Häuser, sind über und über mit Schnitzereien, Ornamenten und teilweise mit Koransprüchen verziert. Die vielen Messingnägel an den schweren Türen sind Überbleibsel der Inder, die in ihrer Heimat ihre Haustüren so vor Elefantenangriffen geschützt haben. Aber mal ehrlich: auf Zanzibar ist mir nicht ein einziger Elefant begegnet.... wieso sie das dann hier gemacht haben?

Kaum hat uns Nicolas um einige Ecken geführt, haben wir die Orientierung verloren. Zu sehr sind wir damit beschäftigt den quäkenden Mopeds, Fahrradfahrern und Männern mit breiten Karren und hupenden Autos auszuweichen. Schwupp, schwupp und schon ist man im Wirrwarr der Straßenschluchten verschollen (leicht übertrieben, aber so ähnlich ist es schon). Na ja, es ist unser erster Tag in Stone Town, die Müdigkeit, die Hitze... es kann nur besser werden. Nach Nicolas' Führung erkennen wir jedoch das eine oder andere Gebäude wieder, denn letztendlich ist Stone Town so groß ja nun auch wieder nicht.

Der Darajani Market am Rande Stone Towns hat jeden Tag geöffnet. Die Frucht-, Gewürz- und Gemüsestände sind soweit für europäische Standards ok, aber beim Betreten der Geflügelhalle bekommen wir schon ein flaues Gefühl in der Magengegend... Mund geschlossen halten, Augen schweifen lassen und dann auch schnell wieder raus... einmal tief Luft holen... puuuh... und weiter geht’ s. Auch die Markthalle mit seinem Fleischangebot läßt uns stark überlegen, ob wir nicht doch Vegetarier werden wollen. Die Fischhalle läßt sich noch ertragen. Mit diesen hygienischen Verhältnissen muss man erst einmal klar kommen... (und bei uns wird so ein Wirbel um das Pferdefleisch gemacht...)

Am nächsten Tag kommt uns die Altstadt Zanzibars schon nicht mehr so erdrückend und fremd vor.

Auffallend ist die Freundlichkeit der Menschen. Kinder rufen uns ein fröhliches Jambo hinterher. Haben wir fragen werden sie gerne und höflich beantwortet. Zwar wird versucht uns in Läden zu locken, doch man muss verstehen, das die Leute hier so ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Und meistens wird ein „Nein“ auch akzeptiert. Zumindest von den lokalen Ladenbesitzern. Bei den Straßenverkäufern und „Papassis“ (die uns überteuerte Touren anbieten wollen) ist das schon anders, die sind aufdringlicher.

Auf eigene Faust erkunden wir die Stadt und merken, dass Stone Town eigentlich gar nicht so groß ist. Irgendwo stößt man immer wieder auf bekannt vorkommende Gebäude. Wir durchqueren das Arabische Fort mit seinen Ständen, schauen uns Tippu Tips Haus an, schlendern durch das alte Stadttor in Richtung Hafen. Direkt neben dem Forodhani Market thront das House of Wonders, dessen Rückseite vor 2 Jahren nach einem Tropenregen teilweise eingestürzt ist und nun mühevoll mit einfachen Mitteln wieder aufgebaut wird. Nur wenige Schritte weiter befindet sich das Palast Museum und die Old Dispensary, die alte Apotheke. Im „Merkury's“ machen wir eine Pause und schauen den Fischern beim Ausbessern ihrer Boote zu. Wir genießen die kühle Brise, die vom Meer herüber kommt und natürlich unser „Kilimanjaro“-Bier. Hmmm, das zischt! Zurück in der Stadt ist es wieder drückend heiß und stickig, Temperaturen um die 34 Grad und dazu die Feuchtigkeit läßt uns warm im T-Shirt werden.

Wir wollen an einem ATM Geld ziehen, reihen uns brav in die Schlange der Wartenden ein. Auch hier betreten Männlein und Weiblein die Schalterstube getrennt. Wir gehen jedoch zusammen rein und merken schnell, dass dieser ATM unsere Visa-Card nicht akzeptiert... Pech gehabt... Um eine Erfahrung reicher suchen wir nach einem anderen ATM: 400.000 TSH wollen wir haben... große Augen... nichts passiert... da steht zwar, dass man bis zu 400.000 TSH ziehen kann, doch uns genehmigt er nur 2x 200.000 TSH... Frisch mit Tausenden von Shilling eingedeckt machen wir uns noch einmal auf den Weg zum Darajani Market – diesmal ohne die Hallen. So wie im übrigen Stone Town muss man auch hier aufpassen, dass man im Gewirr der Stände die Orientierung nicht verliert. Wir decken uns mit einigen Gewürzen, Bonbons vom Affenbrotbaum und Früchten ein und machen uns auf den Rückweg zum Zanzibar Coffee House Hotel. Hey, wir sind stolz auf uns, haben ohne uns zu verlaufen das Hotel wieder gefunden! Laut der Karte ist der Weg nicht schwierig, in den Straßenschluchten sieht das schon ein wenig anders aus. Aber nur so lernt man die Altstadt richtig kennen.

Da heute der Tag unserer Silberhochzeit ist, gehen wir im Emerson Space Hotel am Abend gepflegt essen. Oben auf der Dachterrasse haben ca. 20 Gäste Platz. Hinter einer Abtrennung bereitet der Koch und sein Beikoch ein hervorragendes 5-Gänge-Menue zu. 3 Kellner sind für die Bewirtung der Gäste zuständig. Das Seafood-Menü ist einsame Spitze, ein Gang deliziöser als der andere. Noch nirgendwo haben wir so gut gegessen und noch nirgendwo haben wir erlebt, dass der Koch nach dem Essen Standing Ovations bekommen hat. Satt und glücklich treten wir bei Vollmond den Heimweg zum Hotel an. (Kitschig, nicht wahr? Aber schööön...)

An unserem 3. Tag in Stone Town, stürzen wir uns noch einmal ins Getümmel.

Schließlich haben wir noch nicht alles gesehen, was wir sehen wollten. Der Weg vom Zanzibar Coffee House Hotel zum Skavenmarkt an der Anglikanischen Kirche ist nicht weit, geradezu ein Katzensprung. Apropos Katzen: Wenn man die Katzen von Stone Town sieht, überfällt jeden Katzenliebhaber das heulende Elend. Die Tiere werden nicht gefüttert, schlagen sich alleine durch. Die Menschen hier haben ja selber kaum Geld, geschweige denn können sie noch die zahlreichen Katzen durchfüttern. Aber ich scheife ab... Anglikanische Kirche...ja,... also aus dem Hotel raus, dann links... sind ja nur etwa 150m Luftlinie... eine Häuserecke, noch ne Ecke uups, von der Kirche ist nichts mehr zu sehen. Wir springen rasch zur Seite, ein Mopedfahrer kommt aus einer nur etwa 1,5m schmalen Gasse, und fährt meiner Schwägerin prompt über den Fuß. Wutsch, wech isser! (Nicht der Fuß – der Fahrer!) Zum Glück ist nicht viel passiert, nur ein blauer Fleck bleibt hinterher übrig.

An der Kirche angekommen buchen wir für 3 US$ p.P. einen Führer (ohne geht es nicht). Genau hier befand sich zu Sultanszeiten der Umschlagplatz für Sklaven. Es ist schaurig zu sehen und zu hören, was Menschen anderen Menschen anzutun in der Lage sind. Und nur des Profits willen! In engen, dunklen, stickigen Gewölben wurden bis zu 70 Sklaven – geschlechtlich getrennt – gepfercht und mussten hier wochenlang ausharren. Die Enge der Gewölbe erdrückt uns schon in den wenigen Minuten in denen wir hier unten sind. Möge es so etwas niemals wieder geben! Im Garten befindet sich ein Mahnmal, was an die Zeit des Sklavenhandels unter Tippu Tips, des berühmtesten Sklavenhändlers Zanzibars und anderen Sultanen erinnern soll.

Am Nachmittag fahren wir mit einem kleinen Motorboot rüber nach Prison Island. Einst galt die Insel als Gefängnisinsel für aufmüpfige Sklaven, die sich gegen die arabischen und englischen Unterdrücker zur Wehr setzten. Später galt die Insel als Quarantänestation für Pockenkranke. Bevor wir die Insel ansteuern schnorcheln wir erst einmal eine knappe Stunde vor der Insel. Leider ist das Wasser recht trübe und die Korallen weisen mächtige Schäden auf. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit wurden die Korallenstöcke hier abgebrochen und als Baumaterial für Häuser verwendet. Heute soll das nicht mehr gemacht werden. Dennoch, das Gewässer – in vielen Reiseführern als herrliches Schnorchelrevier angepriesen, kann man sich getrost schenken. Über den Steg erreichen wir die Insel, schauen uns ein wenig zwischen den Mauern um und gehen dann zu den Schildkröten. Aldabra-Schildkröten sind hier unter Schutz gestellt und leben in einem großen Areal. Die Älteste ist 186 Jahre alt – ein riesiger Brocken. Diese Landschildkröten musste man unter Schutz stellen, da sie früher gefangen wurden und in den Kochtopf gewandert sind.

Am frühen Abend statten wir den Forodhani Market einen Besuch ab. Alles sieht sehr lecker aus, dennoch wissen wir von Nicolas, dass gerade beim Fisch nicht immer alles wirklich frisch ist und man gegebenenfalls lieber die Finger davon lassen soll. Ich probiere einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft und knabbere an einer kleinen Zanzibar-Pizza, die mehr einem Crepes gleicht.

Am 4. Tag verlassen wir Stone Town um an die Ostküste nach Jambiani zu fahren.

Von zu Hause aus habe ich einen Escudo 5-Türer für 11 Tage gebucht. Kostenpunkt: 30 Euro/Tag. Für 10 Uhr habe ich das Auto zu Abholen bestellt. Ob das wohl klappt? Innerlich habe ich mich auf etwa 12 Uhr eingestellt. Doch weit gefehlt! Als wir um 09:45 Uhr runter in die Lobby des Hotels kommen, trippelt Daud schon aufgeregt hin und her. Superschnell sind die Formalitäten erledigt, Int. FS … ok, dann brauchen wir keine zanzibarische Fahrerlaubnis (hier genannt Permit). Verabschiedung vom Hotelpersonal... see you in 2 weeks for a Coffee... und dann müssen wir zusehen, das wir mit unseren ratternden Reisetaschen hinter Daud her eilen um unser Auto zu erreichen. In der Marketstreet, wo sich das Coffee House Hotel befindet, schafft es absolut kein Auto rein. Nahe des Darajani Markets hat Daud das Auto geparkt. „Na, ist ne rote, alte Möhre...“ schießt es mir durch den Kopf. Aber für den Preis... es wird schon halten (Also nach Botswana wäre ich damit nicht gefahren...)

Die Fahrt durch die Stadt ist schon eine Herausforderung. Verkehrsregeln scheint es keine zu geben, alle fahren wo und wie sie wollen, Hauptsache die Hupe geht. Wieder müssen Mopeds, Fahrradfahrern, Eseln und Ochsenkarren ausgewichen werden. Dalla Dallas – ein lastwagenähnliches Gefährt mit Holzverkleidung an den Seiten und Dach, stets hoffnungslos überladen heizen auch noch dazwischen rum; stoppen unerwartet, weil aus irgendeiner Ecke noch jemand aufspringen will. Die Stadt zieht sich, ärmliche Hütten rechts und links der geteerten Straße, die stets eine gefährlich hohe Kante aufweisen. Allmählich wird die Bebauung lockerer und bald sind nur noch vereinzelte Hütten im Wald versteckt zu entdecken. Puh, das wäre geschafft, einmal durchatmen, entspannen...

Uuups, ne Kelle, anhalten, Polizeikontrolle... Jambo,... how are you... woher kommst du, wo willst du hin... Papiere...! Int. Führerschein, schön und gut, du brauchst aber ein Permit... Norbert diskutiert... nein brauche ich nicht... „Auf Zanzibar brauchst du ein Permit. Das kostet....“ „Nein, das stimmt so nicht! Lt. Zanzibarischer Fremdenverkehrsbehörde (gibt’s die überhaupt?) reicht der Int. FS.... bla, bla, bla...“ Man gut, dass mein Göttergatte so ruhig bleibt und dem Polizisten nicht gleich seinen Korruptionsversuch unter die Nase hält. Nachdem der Polizist merkt, dass bei uns nichts zu holen ist, läßt er uns ziehen. Bye, bye… have a nice Day… Hakuna Matata. Wir geraten noch in zwei weitere Kontrollen, wo aber von einem Zanzibar Permit keine Rede ist. Die Landschaft wird karger, die schönen hohen Bäume werden/wurden alle abgeholzt um Holzkohle zu machen und zu verkaufen. Die Landschaft sieht traurig aus. Lediglich einige dicke Baobabs wurden verschont und stehen nun wie Wächter in der Landschaft. Nach etwa 1 Stunde Fahrzeit erreichen wir Jambiani an der Ostküste.

Als Quartier haben wir uns das Blue Oyster Hotel ausgesucht. Hier wollen wir 4 Nächte bleiben. Wir sind angenehm überrascht. Die Zimmer sind sauber, die Betten nett mit aus Badetüchern gefalteten Schwänen dekoriert. Und das Meer... ein Farbarrangement aus Türkis-, Blau- und Grüntönen. Dazu der schneeweiße Sand. Hier läßt es sich gut relaxen.

Den nächsten Tag verbringen wir erst einmal mit relaxen, baden, sonnen im Schatten...

Denn in der prallen Sonne hält man es nicht aus. Da man ja nicht nur den ganzen Tag rumlungern kann gehen wir bei Ebbe aufs Meer hinaus und schauen den Frauen beim Seegras pflanzen und ernten zu. Das ist eine harte Arbeit. Die prall mit dem nassen Seegras gefüllten Säcke sind schwer und zu Hause müssen die Frauen das Gras noch zum Trocknen ausbreiten. Für 5 kg getrocknetes Seegras bekommen sie gerade mal umgerechnet 0,70 €. Währenddessen sitzen die Herren der Schöpfung faul im Schatten und halten Maulaffenpfeil. Doch langsam erwachen auch hier die Frauen aus ihrer Unterwürfigkeit. Eine ältere Frau kam mit einem schweren Sack und tief gebücktem Rücken zurück an den Strand und fand ihren Göttergatten schwatzend im Kreise anderer Männer vor. Himmel, hat die ihn zur Sau gemacht! Wird auch Zeit, das sie endlich wach werden. Der Pascha war wohl so verdattert, dass er den Sack aufnahm und ihn ohne hoch zu blicken ins Dorf trug... Ein Grinsen kann man sich da ja nur schwerlich verkneifen. Am späten Nachmittag, wenn die Flut wieder eingesetzt hat, kommen die Fischer mit ihren kleinen Dhaus zurück. Oft sind die Boote undicht und einer muss schippen wie wild, damit sie nicht sinken. Unter großem Palaver wird der Fang verteilt. Nach welchen Regeln das geht bleibt uns leider verborgen, denn durch das System steigen wir nicht durch.

Am Abend wollen wir die schmale Landzunge hoch zum „The Rocks“ Restaurant nahe des Dörfchens Michamvi fahren. In Paje geraten wir wieder in eine Polizeikontrolle. „Oh, hallo again“... „How are you“... Smalltalk, wohin wir wollen... usw. Unsere Papiere hat er ja gestern schon gesehen, also „Hakuna Matata... have a nice day...“ „… see you later... “ Die Teerstraße ist erstaunlich gut ausgebaut, kein einziges Schlagloch. Ein winziges Hinweisschild am Straßenrand deutet den Weg zum „The Rocks“. Hier ist aber Allrad angesagt. Wir schleichen durchs Dörfchen, kein weiteres Hinweisschild weit und breit, dafür etliche Abzweigungen. Gut, irgendwo im Meer muss das Restaurant sein, also rechts von uns... Im Dorf sieht man unsere etwas ratlosen Blicke und wir werden in die richtige Richtung gewunken. Hier wären wir wohl nie lang gefahren, denn das sieht eher aus als würden wir auf dem Hof landen. Dann eine Schranke; ein Massai öffnet sie uns und wir sehen die kleine Felseninsel etwa 50m weit im Meer. Ein weiterer Massai winkt das kleine Boot heran... Fährmann hol über … Noch ist die Flut nicht ganz da und das Wasser ist ruhig.

Von dem kleinen gemütlichen Restaurant mit der einladenden Terrasse sind wir angenehm überrascht. Auch das Essen ist nicht schlecht. Wir genießen den Abend auf dem kleinen Eiland und lassen uns dann wieder zurück aufs Festland schippern. Die Wellen sind schon höher und das kleine Boot hat Schwierigkeiten an der Treppe „anzudocken“. Ohne dicke blaue Flecken geht das nicht ab, aber besser als ein unfreiwilliges Bad nehmen zu müssen. Die Rückfahrt findet schon im Dunkeln statt. Das ist nicht so gut, denn alles mögliche befindet sich unvermittelt auf der Straße... durchgeknallte Hühner, dann tauchen plötzlich Rinder mitten auf der Fahrbahn auf und Radfahrer ohne Licht und auf der falschen Seite sowieso. Wir sind froh das „Blue Oyster“ unbeschadet zu erreichen.

Nach einem weiteren Relaxtag starten zu einem Ausflug zu den Colobusaffen.

Muss ich noch erwähnen, dass wir wieder in eine Polizeikontrolle kommen? Nein, muss ich nicht... „Hallo again...“ Kaum haben wir den Jozani Forest erreicht öffnen sich de Himmelsschleusen und die „Kleine Regenzeit“ zeigt was sie kann. Na, das muss ja ausgerechnet jetzt nicht sein, aber was soll's, wir sind nun mal hier und der Regen ist wenigstens warm. Wir mieten uns einen Führer und stapfen den schmalen Pfad durch den Urwald. Der Jozani Forest ist das einzige Stückchen Urwald was Zanzibar erhalten bleib. Alles andere wurde gnadenlos abgeholzt. Meistens ist nur noch Buschwerk übrig geblieben. Die Äffchen mögen den Regen auch nicht und retten sich schnell ins schützende Blattwerk. Hui, da springt wieder einer... Kamera hoch, Objektiv scharf gestellt... der Affe landet, das Blattwerk läßt seine gesammelten Regentrofen auf uns und unsere Kameras niederprasseln... na toll! Die pitschnassen Äffchen sehen irgendwie erbärmlich aus. Glücklich jedenfalls nicht. Einige der roten Colobusaffen haben Junge am Bauch hängen. Sie springen unstet hin und her. Ein Stück weiter können wir noch die selteneren Blauäffchen beobachten. Hier im Wald soll es auch Schwarze und Grüne Mambas, sowie Pythons geben. Leider bleiben diese Schleichtiere unseren Blicken verborgen. Zum Ende der Tour schlagen wir uns noch auf einem Catwalk durch den Mangrovenwald. Wir lassen einige Schösslinge senkrecht in den Sumpfboden fallen und hoffen, dass daraus mal eine stattliche Mangrove wird.

Nicht weit vom Jozani Forest entfernt befindet sich ein Schmetterlingspark. Das Projekt wurde von einem Schotten erarbeitet um zu helfen, den Urwald zu erhalten. Den Einheimischen wurde angeboten, anstatt Bäume zu fällen und zu Holzkohle zu verarbeiten, Schmetterlingspuppen zu sammeln und dem Projekt zu übergeben. Dafür bekommen sie mehr Geld, als sie mit dem Verkauf von Holzkohle erwirtschaften würden. Das Prinzip geht auf, die Leute sammeln fleißig Puppen und erhalten somit ihren Urwald. Hier haben wir auch das Glück die kleinen Elefantenrüsselmäuse beobachten zu können. Sie sind sehr scheu und schnell und verstecken sich gerne bevor man sie ablichten kann.

Wir machen uns auf den Rückweg nach Jambiani. Ein kurzer Stopp in Kizimkazi, wo die Delfin-Touren starten sollen... oh, oh, hier fühlen wir uns nicht gerade wohl, alles ist schmuddelig und die Boote sehen auch nicht gerade vertrauenserweckend aus. Die Leute sind ziemlich aufdringlich und man will uns schnell zu einer Entscheidung drängen. Das gefällt uns so gar nicht, so machen wir uns schnell aus dem Staub. Na ja, weit kommen wir nicht... unsere Möhre macht so komische Geräusche... die Temperaturanzeige steht auf unter ½... scheint also alles o.k. Zu sein mit der Temperatur. Weit gefehlt … die Möhre wird welk und ist der Meinung uns an einer Kreuzung in der prallen Sonne verlassen zu müssen. Wir öffnen die Motorhaube... es zischt und brodelt wie in einem Vulkan... Hmm, damit können wir wohl nicht mehr weiter fahren. Es dauert keine 2 Minuten und eine Polizeistreife kommt vorbei. Einer der 3 Insassen kennt sich wohl mit Autos aus und versucht die Möhre noch mit frischem Wasser zum Leben zu erwecken – zwecklos! Kurzerhand wird ein Kälberstrick aus dem Polizeifahrzeug hervorgezaubert, die Möhre wird angebunden und wir werden von Norberts freundlichen Kollegen zurück zum 11 km entfernten Jamibiani gezogen. Na, wenn das keine positive Erfahrung mit der zanzibarischen Polizei ist! Ein kurzer Anruf bei Zanzibar Rent A Car und uns wird versichert, dass wir morgen früh um 9 Uhr ein neues Fahrzeug bekommen.

Montag Morgen – es schüttet wie aus Eimern!

Die „Kleine Regenzeit“ hat in diesem Jahr eher begonnen.Pünktlich um 09:00 Uhr steht unser neuer Mietwagen bereit – rot wechselt auf blau. Der Zustand dieses Fahrzeugs scheint besser zu sein. Wir verstauen unser Gepäck und auf geht’ s in den Norden der Insel, nach Nungwi. Hier wollen wir 6 Nächte im „Flame Tree Cottages“ bleiben. Wir passieren Regionen mit hohem Palmenbewuchs, pittoresken kleinen Dörfern und weiten Obstanbaugebieten. Die Ausschilderung ist o.k., der Straßenzustand auch. Die Menschen unterwegs rufen uns oft ein freundliches Jambo, Jambo zu – keiner bettelt uns an, keiner verweigert uns ein Foto. Wieder treffen wir auf voll beladene Dalla Dallas und träge vor sich hin trottende Ochsenkarren. An einem Fruchtstand an der Straße decken wir uns für wenig Geld mit Papayas und kleinen Bananen ein. Bei Kivunge stoppt uns wieder einmal ein Polizeiposten. Wieder so ein korrupter Schlingel, der steif und fest behauptet wir bräuchten ein Permit: Norbert bleibt hart, läßt ihm aber die Chance zu einem eleganten Rückzug, ohne dass „Korruppi“ sein Gesicht verliert. Angeblich will er sich erst einmal mit seinem „Chef“ beraten... na, der Hiwi, der da neben ihm steht ist niemals sein Chef … Man läßt uns gönnerhaft weiter fahren... Mist, hat wohl wieder nicht geklappt mit einem Zubrot... Der heftige Regenguss heute früh im Osten der Insel holt uns kurz vor Nungwi ein. Nungwi entpuppt sich als ein dreckiges Nest in dem sich die Müllberge stapeln. Kein Ort zuvor war so dreckig!

Das „Flame Tree Cottages“ ist etwas dürftig ausgeschildert, so landen wir erst einmal in der schlimmsten Ecke Nungwis. Doch die Leute sind auch hier freundlich und weisen uns den Weg durch das Labyrinth der kleinen Gassen. Am Tor des kleinen Cottages werden wir erstaunt gefragt, was wir denn hier wollen?... Etwas erstaunt antworten wir, dass wir hier gebucht hätten... „Wie? Ihr kommt mit dem eigenen Auto?“ „Klar, warum nicht?“ „ Das ist doch recht ungewöhnlich. Die meisten Gäste kommen in Bussen oder mit dem Taxi.“ Dann öffnet sich jedoch schnell das eiserne Tor. Unser Doppelbungalow ist schon bezugsfertig und so können wir erst einmal duschen. Die Zimmer, allem voran das Bad, sind schon etwas in die Jahre gekommen und hätten eine Renovierung dringend nötig... Die Besitzerin ist Schottin... Am Nachmittag schlendern wir am Strand entlang, schauen den Fischern beim Abladen ihres Fanges zu und beobachten wie das Leben hier so abläuft.

Der Einfluss der großen (ital.) All-incl-Hotelburgen macht sich bemerkbar. Alle paar Meter werden wir von Kindern und Erwachsenen angebettelt, oder man will uns etwas verkaufen. Mein Schwager wird von einem Mann gefragt, warum er sein Geld den Hotels gibt und nicht ihm. Er könne das doch besser gebrauchen. … Arbeiten gehen??? Warum?... Wir beobachten eine Gruppe von Italienern, die Tüten an Kinder verteilen. Keine Ahnung was da drin ist. Kleidung? Süßigkeiten? Auch wenn es manchmal schwer fällt, wir geben nichts ohne Gegenleistung. Hier oben in Nungwi wird uns alles angeboten: Ketten, Kangas (Tücher), Touren, Marihuana, Haschisch... alles was das Herz begehrt...

Der nächste Tag im Norden Zanzibars

Hier in Nungwi befindet sich eine kleine Dhau-Werft. Die lassen wir uns natürlich nicht entgehen und schauen den Arbeitern mal bei ihrer harten Arbeit über die Schulter. Wenn eine Dhau fertig gestellt und zu Wasser gelassen wurde, wird gefeiert. Gleich nebenan befindet sich der Fischmarkt, auf dem die Fische nach dem Fang ausgenommen und verkauft werden. In Michaels Paidi School, einem Deutschen aus München, haben wir eine Schnorcheltour zum Riff vor Mnemba Island gebucht. Per Motor-Schlauchboot erreichen wir nach ½ Stunde Fahrt das Riff. Eine Delfinschule macht seit einigen Tagen dort Station. Sie springen hoch aus dem Wasser. Wir schnorcheln einige Zeit in ihrer Nähe. Ein Baby bleibt dicht bei seiner Mama. Die Quietschtöne der Delfine sind gut zu hören. Dann schwingen wir uns zurück ins Boot und fahren noch ein wenig näher ans Atoll. Das Wasser ist schön warm, sodass wir keine Tauchanzüge brauchen. Im Gefolge unseres Guides lassen wir uns zur Riffkante treiben. Die Fischdichte ist recht groß und wir sehen „die üblichen Verdächtigen“ wie Doktorfische, Picassofische, Drückerfische, Igelfische sowie 2 Rotfeuerfische, Kugelfische und einen Steinfisch, den wir aber erst entdecken als unser Guide ihn mit seinem Schnorchel anstubbst. Der Bursche ist auch zu gut getarnt!

Beim zweiten Schorchelgang, etwas weiter draußen, ist die Dünung doch recht heftig, sodass wir Mühe haben gegen die Strömung an zu schwimmen. Wir haben 2 Schnorchelgänge von je 1 Stunde gemacht und zurück auf dem Boot sind wir doch etwas geschafft. Müde aber glücklich kehren wir heim. Da wir im Laufe unserer diversen Urlaubsziele schon einige Tauch-/Schnorchelreviere erleben durften, würden wir auf einer Skala von 1 - 10 dem Mnemba-Atoll eine 7 verleihen.

Heute brechen wir zu einer Spice-Tour auf

In Mokotoni biegen wir von der Teerstraße ab und tuckern durch zahlreiche Dörfer und dichten Wald. Ziegen, Hühner und Enten machen es sich auf dem Fahrweg bequem, oder rennen mit suizidaler Absicht vors Auto. Uns sieht man wohl an dass wir Touristen sind, denn die Einheimischen brettern ohne Rücksicht durch die Dörfer, während wir gemächlicher fahren. Kinder winken uns zu und laufen unserem Fahrzeug nach. Dennoch schafft es ein blödes Huhn unter unser. (Jetzt heißt mein Schwager nur noch Chicken-Hansi). Wir stoppen an einer kommunalen Spicefarm, der Buda Spice Farm.

Mohammed stellt sich vor und macht mit uns die Führung. Wir sind nur zu viert und nicht in einem Pulk mit anderen Touristen. Kreuz und quer geht es durch die sauber angelegte Plantage. Verschiedene Obstbäume stehen beieinander – Papayas, Bananen und Sternfrucht – also keine Monokultur. Wir erfahren vieles über Früchte und Gewürze. Einige Früchte haben wir noch nie gesehen, geschweige dann probiert, so z.B: die Jackfrucht, auch Brotfrucht genannt. Sie hat einen Geschmack zwischen Ananas und Banane. Mohammeds Kollege „Butterfly“ erklimmt laut singend eine hohe Palme, um für uns eine Kokosnuss runter zu schlagen. Der Saft schmeckt herrlich, das Fleisch ist saftig und frisch. Mehrere Hühner und eine zierliche Katze schleichen um uns herum um ihren Anteil zu ergattern.... eine Katze, die Kokosfleisch frisst...
Mohammeds Runde führt uns auch durchs Dorf. Alles ist pikobello sauber. Nirgendwo liegt Unrat oder Plastikmüll herum. Die Wege sind gefegt, die Hütten in einem guten Zustand. Zum Ende der Spice-Tour werden wir noch mit Früchten versorgt. Es ist interessant mal die Gewürze, Wurzeln und Obstsorten so kennen zu lernen, wie sie wachsen.

Am nächsten Tag fahren wir zurück nach Stone Town

Unsere letzte Nacht haben wir im Dhow Palace Hotel gebucht. O.K., das Dhow Palace ist schon eine andere Kategorie, alles viel nobler mit richtig orientalischem Feeling. Unser Rückflug wäre bald im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. An diesem Morgen kam ein derart heftiger Tropenregen herunter, dass die Maschine der Condor beim ersten Landeanflug die Landebahn nicht erkennen konnte und dicht über dem Terminal entlang geflogen ist. Etwa eine halbe Stunde später wurde ein neuer Versuch gestartet. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Flugzeug bei der Landung eine Bugwelle vor sich hergeschoben hat. Das Wasser stand 20cm hoch auf der Landebahn. Durch das Terminaldach hat es permanent durchgeregnet. Wir können von Glück sagen, dass dieser 2. Versuch geglückt ist. Hätte die Maschine wieder durchstarten müssen, wäre sie mit Auftankstop in Mombasa zurück nach Frankfurt geflogen und hätte uns auf Zanzibar gelassen...


B. Kuhlenkamp