Namibia – Selbstfahrer zwischen Küste und Wüste
28.02.2018

Namibia – Selbstfahrer zwischen Küste und Wüste

3 Wochen mit dem Mietwagen durch Namibia

23. & 24. Oktober 2017 – Willkommen in Namibia

Es ging wieder auf Reisen. Um 20:30 saßen wir im Flieger, starteten pünktlich und genossen den ruhigen Flug in den engen Sitzen. Um 3 Uhr morgens überquerten wir den Äquator und um 6 Uhr landeten wir, pünktlich zum Sonnenaufgang, in Windhuk. Wir gingen zum Avis-Stand, nach einer Stunde und gefühlten 1000 Unterschriften wurden zur Avis Außenstelle gefahren. Dort erhielten wir noch eine kurze Einweisung in die Gefahren des namibischen Straßenverkehrs und bekamen auch unseren weißen Hilux.
Mit 120 km/h ging es Windhuk entgegen. Vorbei an Pavianen brausten wir in die Hauptstadt. Im Eros-Einkaufszentrum versorgten wir uns mit dem Wichtigsten: Bier und Wasser. Da der Markt direkt neben Joes Bierhaus lag, ließen wir uns dort zum Mittagessen nieder. Es gab leckere Bratwurst, Kudu- und Rindersteaks mit kühlem Bier und Cola. So gestärkt erreichten wir unsere Windhuker Unterkunft, die Villa Violet. Mit dem Taxi ließen wir uns in die Stadt bringen. An der Christuskirche begannen wir die Besichtigung, schlenderten am Independence Memorial und am Tintenpalast vorbei in die Independence Avenue. Am Uhrenturm ging es in die Fußgängerzone mit ihren Malls und dem Meteoritendenkmal aus Gibeon, die vor 600 Millionen Jahren über Namibia nieder gegangen sind. Um 17 Uhr schlossen die Geschäfte und die Gehsteige wurden hochgeklappt. Wir stärkten uns mit Schinken-Käse-Toast, um für den anschließenden Marsch gerüstet zu sein. Auf dem Weg besichtigten wir den Bahnhof mit seinen alten Eisenbahnraritäten und spazierten die Independence Avenue entlang ohne einzukehren. Schließlich bogen wir in die Luther-Straße ab und landeten wieder in Joes Bierhaus. Wir unterhielten uns gut mit zwei Tirolern, die aus dem Caprivi-Zipfel kamen und am nächsten Tag zurückflogen, genossen das kühle Bier und ließen uns mit dem Taxi in die Villa Violet bringen. Dort ließen wir den anstrengenden Tag im lauschigen Garten ausklingen.

25. Oktober 2017 – Über Asphalt & Schotter nach Uhlenhorst

Um 7 Uhr machten wir uns auf zum Frühstück. Das Buffet ließ keine Wünsche offen und aus der Küche kamen frisch die Eier in allen bestellten Variationen. Wir beluden unseren Hilux, füllten die Wasserflaschen auf und machten uns auf den Weg nach Süden. Vorbei an Pavianen und Straußen fuhren wir auf Asphalt bis nach Rehoboth. Die staubige Hauptstadt der Baster empfing uns mit einer geschlossenen Tourist-Info. Hinter dieser verbarg sich dem „Kaptein se Boom“, wo heute noch die Versammlungen abgehalten werden. Da wir den Boom nicht erreichen konnten, ließen wir uns in der gegenüberliegenden Bäckerei nieder. Von dort aus sahen wir tatsächlich den momentan regierenden Kaptein das Gebäude verlassen und in den Ort gehen. Wir genossen noch kühlen Apfel- und Orangensaft mit Wasser, ehe wir uns, ohne den Boom gesehen zu haben, wieder auf den Weg machten.

Wir verließen den Asphalt und folgten der Schotterpiste in Richtung Uhlenhorst quer durch die Kalahari. Mit ca. 100 km/h, eine riesige Staubwolke hinter uns, donnerten wir durch die Wüste. Eine Stunde später, bei über 30 ° waren wir in Uhlenhorst. Eine Schaffarm auf der einen Seite der Straße, eine riesigen Kreuzung, auf der anderen Seite eine Wellblechhütte mit drei Kindern. Und darum herum nur Wüste soweit das Auge reicht. Wir stärkten uns mit warmem Wasser, vertraten uns die Füße und nahmen dann die nächsten 100 km Piste in Angriff. Die Kinder winkten uns zum Abschied, ehe sie in der Staubwolke verschwanden. Auf der Strecke tauchten immer wieder rote Schemen auf, die wir anfangs für Dörfer mit Ziegeldächer hielten. Aber es waren Dünen aus rotem Kalahari-Sand. Wir erreichten Strampriet, einerOase in der Weite der Kalahari, in der dank unterirdischer Wasservorräte Salat, Gemüse und sogar Wein wächst. Nachdem wir getankt hatten, selbstverständlich hatte der Tankwart ein Karten-lesegerät, das auch funktionierte, wollten wir das „Selbstversorgungszentrum“ besichtigen. Wir fuhren durch grüne Felder und erreichten das Kalahari-Farmhaus, das auch für die Vermarktung der Produkte genutzt wurde, wir ließen uns direkt im Garten zum Essen nieder und genossen Springbock und Hähnchenbrust, was uns alles hervorragend mundete. Von Strampriet ging es weiter durch den Staub direkt zu unserer heutigen Unterkunft, der Kalahari Anib Lodge, in der das berühmte Kalahari-Lächeln erfunden worden war. Uns verging allerdings das Lachen, denn direkt vor der Lodge machte uns ein Hotelboy auf einen Plattfuß hinten links an unserem Hilux aufmerksam. Während wir die Zimmer bezogen, wechselten die Hotelboys im Sand bei über 30 ° den Reifen. Das war uns 150 N$ Trinkgeld wert. Die Hotelmanagerin telefonierte mit einer Reifenfirma in Mariental und um 16 Uhr waren wir schon unterwegs dorthin. Die Reifenreparatur dauerte 20 Minuten, Franz, der schwarze Facharbeiter bekam noch 50 N$ Trinkgeld und die ganze Reparatur war mit 70 N$ (umgerechnet ca. 5.-€) erledigt. Wir brausten die 40 km wieder zurück zur Lodge und genossen unser wohlverdientes Standbier. Das Abendessen nahmen wir auf der Terrasse über dem beleuchteten Wasserloch ein. Dort labten sich ein Warzenschwein, Springböcke, Kudus und Perlhühner und wir genossen ein Buffet, das keine Wünsche offen ließ. Zum Abschluss gab es noch Kuchen mit Eis und (etwas gewöhnungsbedürftig) Gesang von den Angestellten.

26. Oktober 2017 – Köcherbaumwald Wanderung & Keetmanshoop

Auch heute ließ das Buffet-Frühstück keine Wünsche offen, die Eier wurden frisch zubereitet und die Versorgung mit Kaffee auf der Terrasse klappte gut. Den Hilux beladen und wieder „on the road“. Erstes Ziel war der Hardap Dam, mit 25 km² bis jetzt der größte Staudamm in Namibia. Die dazugehörende Lodge ist im Moment noch wegen Renovierung geschlossen. Vorbei an Oryxantilopen, die ohne Scheu am Rande der Piste grasten, ging es am See entlang. Am Ende, unterhalb eines steilen Abhangs, benötigten wir sogar Allrad, um wieder zurück auf die Piste zu kommen. Wir querten Mariental und nahmen die asphaltierte Straße mit 270 km in Angriff. Gibeon ließen wir rechts liegen, die Meteoriten hatten wir in Windhuk schon gesehen. Auch der Brukkaros-Krater, auf dessen Weg ein geheimnisvoller Wasserfall liegen sollte, blieb unbeachtet. Erst am Ortsrand von Keetmannshoop bogen wir links ab zu den Köcherbäumen. Den Köcherbaumwald erreichten wir über eine von Schlaglöchern übersäten Schotterpiste. Wir durchwanderten den äußerst lichten Wald der Aloe-Gewächse, aus denen die San früher Pfeilköcher gemacht haben und machten uns dann auf, den „Giant Playground“ zu erkunden. Dort machten wir eine längere, bei der Hitze sehr anstrengende Wanderung. Dank der schlechten Markierung hätten wir uns beinahe verlaufen, aber unser Orientierungssinn führte uns wieder zum unserem Jeep zurück. In Keetmannshoop gönnten wir uns zur Stärkung einen Kaffee mit Schinken-Käse-Toast ehe wir die letzten 100 km zur „Alten Kalköfen Lodge“ in Angriff nahmen. Vorbei an der Baustelle des „Neckartal Damms“, erreichten wir die urige Lodge. Nachdem wir unsere Häuschen bezogen hatten, gönnten wir uns im Garten unser Standbier. Es gab ein mit Liebe zubereitetes Abendessen, das uns allen mundete. Danach wurde die Planung für den morgigen Tag besprochen und der Abend endete mit einer Überraschung, denn schlich ein Zug vorbei. Die Lodge Besitzer waren ganz aus dem Häuschen. Der erste Zug seit 3 Monaten. Ein Touristenzug von Lüderitz nach Keetmannshoop. Die Geschwindigkeit ergab sich aus den maroden Gleisen, die in der letzten Regenzeit überschwemmt waren und deshalb keine höheres Tempo zuließen. Darauf musste natürlich getrunken werden!

27. Oktober 2017 – Die zweitgrößte Schlucht der Erde – Fish River Canyon

Erneut gab es ein umfangreiches Frühstücksbuffet, das uns den Tag mutig angehen ließ. Über 100 km Schotterpistenfahrt in Richtung Fish-River-Canyon. Auf der Strecke gab es Springböcke, Oryx-Antilopen und, mitten in der Pampa einen Zug. Nach dem gestrigen Erlebnis nahmen wir diesen natürlich näher in Augenschein uns entdeckten auf einem Wagen tatsächlich die Aufschrift „African Pride Zug“. Die Passagiere waren mit Bussen zum Canyon unterwegs. Wir folgten ihnen unauffällig und entdeckten die Busse am „Canon Roadhouse“, einem Rasthof am Eingang des Nationalparks. Auch wir zahlten unseren Obolus für den Park in Hobas und standen um 12 Uhr an der Aussichtsplattform über dem Canyon. Der Canyon, eine Spalte zwischen der Kongo- und Kalahariplatte, ist mit ca. 160 km Länge, 27 km Breite und 550m Tiefe die zweitgrößte Schlucht der Erde. Der Fish-River arbeitet weiter an der Schlucht, an der die Erdgeschichte wie in einem Buch ablesbar ist.

Auf eine größere Wanderung verzichteten wir wegen Temperaturen von weit über 30 °. Außerdem waren Trecks in der Schlucht nur mit Führern möglich und dauerten mehrere Tage. Soviel Zeit hatten wir nicht. Also bewunderten wir die Schlucht von oben, tranken unser warmes Wasser und erinnerten uns an das Roadhouse. Dort legten wir eine wohlverdiente Pause ein und stärkten uns mit kühlen Getränken, Hamburgern und Fleischkäsetoast. Die Überraschung kam am Schluss; ich als Guide hatte alles frei. Da wir die Kosten durch vier teilten, hatten alle etwas davon. (An dieser Sitte könnten sich unsere Wirte ein Beispiel nehmen.) Den Rückweg gestalteten wir anders, wir folgten der alten Piste nach Seeheim. Es war eine Stoßdämpfer-Teststrecke, aber voller Tiere. Wir sahen Paviane, Springböcke, Strauße und Oryx. Durch die Querrillen hatte Sigi leichte Beulen am Kopf. Wir waren froh, als der Eisenbahnknotenpunkt Seeheim vor uns auftauchte und die Schockelei ein Ende hatte. Wir erreichten die Lodge, gönnten uns das obligatorische Standbier und entspannten uns dann im Löschwasserreservoir, das als Pool diente. Das Abendessen war wieder mit Liebe zubereitet und saßen danach noch im Garten zusammen.

28. Oktober 2017 – Ein Umweg über Berg & Tal nach Aus

Nach dem Frühstücksbuffet ging es wieder auf die Straße bis Goageb. Mir war beim studieren der Karten eine kurvige Verbindung ins Auge gestochen. Es musste in Namibia doch auch Straßen mit Steigungen, Gefällen und Kurven geben. Nach ca. 60 km erreichten wir die Straße und meine Wünsche wurden erfüllt. Eine Schotterpiste, gegen die die gestrige Straße eine Autobahn war – Berg- und Talfahrten wie in den Alpen, hier machte das Fahren wirklich Spaß. Und dazwischen immer wieder kleine Farmen in dieser unwirtlichen Landschaft. Wir benötigten über eine Stunde für die knappen 70 km Straße. Dann wieder mit 100 km/h Richtung Aus, unserem heutigen Etappenziel. Gegen mittag erreichten wir das Bahnhofshotel in Aus, bezogen die Zimmer und nahmen eine Kleinigkeit zu uns. Danach ging es weiter nach Little Aus, einer Lodge in der Wüste, in der man Auskunft über die Wildpferde von Garub bekam. Die Managerin der Lodge gab bereitwillig Auskunft, sie kümmerte sich auch um die wenigen verbliebenen Wildpferde. Der Bestand war im letzten Jahr von ca. 260 Pferden auf 168 zurückgegangen, obwohl noch zugefüttert wurde. Man wartete hier schon seit 5 Jahren auf einen richtigen Regen. Nach diesen Auskünften fuhren wir weiter zu dem kleinen, künstlichen Wasserloch, in dessen Unterstand schon einige Franzosen, die mit einem Bus unterwegs waren, warteten. Aber nur in weiter Ferne sah man eine kleine Herde der Wildpferde, die Nachkommen von deutschen Trakehnern und südafrikanischen Burenpferden waren. Dann ging es wieder nach Aus zurück und nach unserem Standbier hielten wir Siesta. Erholt drehten wir eine Ortsrunde, bewunderten die vielen Kirchen und die Denkmale aus Kaisers Zeiten, gönnten uns noch ein Bier vor dem Abendessen, das wie schon gewohnt, wieder herausragend schmeckte. Im Biergarten beobachteten wir noch eine Gespensterschrecke, zogen in die Bar um und gingen um 22 Uhr 30 ins Bett, da das Hotel die Bedienung der letzten Gäste (das waren wir) einstellte.

29. Oktober 2017 – Alte Diamantstadt, Robben & Laderitz

Nachdem wir uns wie immer, mit einem umfangreichen Frühstück fit gemacht hatten, ging es weiter in Richtung Lüderitz. Am Wasserloch von Garub machten wir nochmal halt und hatten Glück. Am Wasser labte sich eine ganze Straußenfamilie und zwei Wildpferde trotteten gerade zu ihrer Herde zurück. Ein weiteres Highlight lag noch vor Lüderitz, Kolmankop, die alte Diamantstadt. Wir fuhren aber dank der Beschilderung für Einheimische daran vorbei. Natürlich machten wir kehrt und besuchten die 1908 gegründete Geisterstadt im Sperrgebiet. Nachdem wir uns wegen der Kühle des Morgens (weit unter 20 °) unsere Jacken von der staubigen Ladefläche geholt hatten , stand der Besichtigung nicht mehr im Weg. Überall Sand, doch dank der Trockenheit war alles noch in einem erstaunlich guten Zustand. In der Turnhalle hätte man sofort mit Sport anfangen können, der Metzgerei und Bäckerei fehlten nur die Maschinen und im Krankenhaus waren statt Betten Sandhaufen. Unterhalb der Ruinen ging die Diamantensuche fleißig weiter, natürlich alles hinter Stacheldraht. Wir fuhren den nächsten Sightseeing-Punkt an, den Diaz-Point. Dort hatte der Portugiese Diaz auf seiner Suche nach Indien 1488 eine Markierung hinterlassen, um nachfolgende Seefahrer vor den Gefahren dieser Küste zu warnen. Am Diaz-Point konnten wir auch eine große Robbenkolonie beobachten. Die Robben sonnten sich dicht an dicht auf einem Felsen. Vorbei an Flamingos ging es bis zur großen Bucht, wo wir einen Schakal beobachteten und inmitten eines Kreisverkehrs eine Pause einlegten.

Kurz nach Mittag Asta bezogen unsere Zimmer mit Meerblick des Nest-Hotels, einem für unsere bisherigen Verhältnisse luxuriösem Komplex Danach machten wir uns auf um Lüderitz zu erkunden. Der erste Weg führte uns zur Felsenkirche, die natürlich sonntags geschlossen war. Zweiter Anlaufpunkt war das Haus Goerke, das aber erst um 16 Uhr öffnete. Auch der Versuch, an Automaten Geld zu bekommen, klappte erst das zweite Mal. Überhaupt machte Lüderitz einen recht verschlafenen Eindruck. Es hielt halt die Sonntagsruhe ein. Zu unserem Glück hatte der Lüderitzer Yacht Club mit einem schönen Biergarten direkt am Meer geöffnet und wir stillten unseren Durst mit kühlem Bier und unseren Hunger mit zwei leckeren Pizzen ehe wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten.Unterwegs hielten wir Ausschau nach Möglichkeiten zum Abendessen. Aber sonntags hatte alles geschlossen. Also meldeten wir uns im Hotel zum Abendessen an. Wieder ein unvergessliches Ereignis, der Fisch kam frisch auf die heiße Platte, das Fleisch vom allerfeinsten und die Beilagen hervorragend. Zum Abschluss gab es noch Nachtisch, der das Essen krönte. In der Bar gab es Bier und Brandy, bis diese den Betrieb um 23 Uhr 30 einstellte. Man gab uns allerdings noch eine Notration mit in den Aufenthaltsraum, damit wir den 60. Geburtstag um Mitternacht mit einem kräftigen Schluck feiern konnten.

30. Oktober 2017 – Sand soweit das Auge reicht

Nach dem, wie üblich, untadeligen Frühstück, heute u.a. mit frischen Brötchen starteten wir bei 7° Außentemperatur unsere Fahrt durch die Namib bis Aus. Wir folgten 50 km der Straße und bogen den Naturpark Tirasberge ab. Ein voller Schuss in den Ofen. 123 km Sandpiste durch die Wüste in allen Weiß-, Rot- und Grauschattierungen, zur besseren Traktion schalteten wir ab und zu den Allradantrieb ein und nirgendwo die Möglichkeit, eine Pause einzulegen. Selbst die Zufahrt zu einer Lodge wurde nach einigen Kilometern mit einem Zaun gesperrt, der die Weiterfahrt nur mit bestätigter Buchung erlaubte. Und von wegen Berge. Die blieben rechts und links der Strecke in der Ferne und um uns nur ebene Sandflächen. Wir waren froh, als wir nach 1 ½ Stunden eine kleine Farm mit einem blühenden Garten erreichten und auf gewohnter Schotterpiste weiterfahren konnten. Nach weiteren ca. 100 km erreichten wir Helmeringshausen. Die Ansiedlung bestand aus einer Tankstelle, einem Supermarkt, einer Agrarverkaufsstelle und unserer heutigen Unterkunft, dem Helmeringshausener Hotel. Diese empfing uns mit drei bunten Strohpuppen und einem Schild, das uns versprach, hier den besten Apfelkuchen von ganz Namibia zu bekommen. Wir machten die Probe aufs Exempel und gönnten uns zum Empfang Kaffee und Apfelkuchen. Es wurde nicht zu viel versprochen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gab es endlich zu 60. Geburtstag das wohlverdiente Standbier, das den Staub von unseren ausgedörrten Kehlen spülte. Zum Abendessen ließen wir uns Kürbissuppe und Springbocksteaks schmecken und als Nachtisch gab es Muffins mit Vanillesoße.


31. Oktober 2017 – Ein Schloss & von Hand aufgezogene Geparden

Nach dem untadeligen Frühstück verabschiedeten wir uns und machten uns auf in Richtung Schloss Duwisib, das etwa 100 km nördlich von Helmeringshausen liegt.
Um 10 Uhr erreichten wir das Schloss, das der deutsche Baron von Wolf 1909 mitten in die Wüste geklotzt hatte. Alle Möbel waren mit Schiff und Ochsenkarren in diese gottverlassene Gegend gebracht worden um ihm und seiner Frau (sie sprach später von einem interessanten Experiment, ohne nach 1914 nochmal zurückgekommen zu sein) eine sichere Unterkunft zu gewähren. Der Baron hatte aber nur 5 Jahre Zeit, sein Bauwerk zu genießen. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und fiel 1916 in Frankreich. Das Schloss befindet sich heute in Staatsbesitz, beherbergt eine Informationsstelle und mehrere speziell eingerichtete Zimmer, in denen Touristen feudal übernachten können.

Wir fuhren weiter in Richtung Maltahöhe und merkten plötzlich, als wir nach ca. 40 km an die kleine Farm kamen, dass man sich auch ohne Navi verfahren konnte. Auch wenn man auf der richtigen Straße ist, muss man auch in die richtige Richtung fahren. Um auf Nummer sicher zu gehen, ging es wieder zurück, brav am Schloss Duwisib vorbei und ohne Probleme nach Maltahöhe. Es ging weiter zu unserem heutigen Quartier, Burgdorf, einem kleinen Bauernhof mit 33.000 ha, der etwa 10 km von der Straße entfernt lag. Auf dem Weg dorthin gab es einen kleinen Schauer und der Oberbauer begrüßte uns aus seinem Pickup, den er nie verließ, überschwänglich und bedankte sich für den mitgebrachten Regen. Wir bezogen unsere Zimmer und saßen im schönen Garten der Farm beim Standbier. Nach dem Bad im Pool, dem ehemaligen Löschteich hielten wir Siesta. Dann führte uns die Chefin durch ihr Revier. Erst ging es zu den mit der Hand aufgezogenen Geparden, die auch ein Gehege von 300 ha nicht abhalten konnten, die Ziegen zu fressen und sich deren Gehege mit Turm zu Eigen zu machen. Dann ging es zu den Nashörnern, die sich streicheln ließen, aber von denen wir durch dicke Eisengitter getrennt waren. Von den beiden Nashörnern war eines mit der Flasche groß gezogen worden.

1. November 2017 – Abenteuer Sossusvlei

Nach dem Frühstück verließen die freundliche Farm und es ging 150 km in knappen zwei Stunden über den Tsaris Pass direkt nach Sesriem. In Sesriem füllten wir unsere Wasservorräte auf und fuhren schnurstracks nach Sossusvlei. Nachdem die Formalitäten erledigt waren und der Obolus entrichtet war ging es erst mal 60 km auf Asphalt mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h. Die Schleichfahrt, auch an Düne 40 vorbei, dauerte eine Stunde. Dann hatten wir den Parkplatz vor dem Vlei erreicht.
Für uns war hier aber nicht Ende, wir hatten ja ein Allradfahrzeug und so brauste ich los und würgte gleich in der ersten Kurve unseren Hilux ab. Von der Seite kam ein Parkguide angesaust und ohne die Möglichkeit zum Protest mussten wir Männer das Auto verlassen und uns dem Guide unterordnen. Es machte ihm sichtlich Spaß das Kommando zu übernehmen. Erst wurde Luft aus den Reifen gelassen, dann durften wir, er saß bereits am Steuer, das Auto rückwärts aus dem Sand schieben und dann fuhr er mit uns durch Park von Sossusvlei. Unterwegs ließ er sich noch mit vier Spanierinnen in Flamenco-Kleidern ablichten, wies ein Liebespaar mit großem Altersunterschied zurecht, zeigte uns Flora und Fauna des Gebietes und nannte Leute, die bei 40 ° in den Dünen wandern stupid. Er zeigte uns auch, dass bestimmte Pflanzen innerhalb von Minuten zu blühen beginnen, wenn es Wasser gibt. Es war eine lustige und ungemein lehrreiche Fahrt entlang der roten Dünen von Sossusvlei. Die 400 N$ Trinkgeld und einen Teil meiner Eukalyptus-Bonbons hatte sich der Guide redlich verdient. Wegen den schlappen Reifen hielten wir auf dem Rückweg die 60 km/h ein, machten an der Düne 40 kurz Rast und wollten in Sesriem, nachdem wir den Druck in den Reifen wieder auf Norm gebracht hatten, essen. Aber bis auf Pommes alles ausverkauft, leergefressen. Also musste die Pommes genügen.

Wir statteten dem Sesriem-Canyon noch einen Besuch ab, aber Temperaturen von fast 40° ließen uns von einer längeren Wanderung absehen. Es ging weiter auf deiner der meistbefahrenen Straße Namibias, direkt zu unserem heutigen Etappenziel, dem Agama Rivercamp. Der deutsche Koch, der auch die Rezeption betreute, erledigte die Formalitäten, wir bezogen unsere Chalets und hielten dann auf der Terrasse des Haupthauses Bierpause mit 1,5 l Bierflaschen. Diese Größe hatten wir noch nicht, aber es sollte nicht die letzte Überraschung sein. Nach der Siesta gab es vom Koch selbst zubereitet, das Abendessen: kalte Suppe, Rindersteak frisch vom Grill mit Süßkartoffeln und Gemüse, zum Abschluss Nachtisch. Nach dem Essen setzen wir uns mit einer Gruppe aus Oldenburg zusammen, denen das Bier ebenso gut schmeckte wie uns. Plötzlich erschien der Koch, der auch den ganzen Abend dem Bier zugesprochen hatte, mit einer Flasche Bier in der Hand und sagte, das sei die letzte und die trinke er. Jetzt kam unsere Gelegenheit, den Sixpack, den wir seit Windhuk im Auto spazieren fuhren, ins Spiel zu bringen. Der Koch erklärte sich sofort bereit, das warme Bier in sein Kühlhaus zu bringen und uns in der Zwischenzeit mit Brandy, der auf das Haus ging, bei Laune zu halten. Es wurde ein lustiger Abend, und als auch unser Sixpack leer war, zogen sich alle in ihre Chalets zurück.

2. November 2017 – Auf der Küstenstraße nach Swakobmund

Als wir zum Frühstück kamen, waren alle schon weg. Sie wollten die Ersten am Tor von Sossusvlei sein. Da wir schon dort waren, konnten wir es gemütlich angehen. Wieder auf der vielbefahrenen Hauptstrecke ging es bis Solitaire. Am Gaub-Pass wurde der südliche Wendekreis wieder überquert und am Kuiseb-Pass währen wir beinahe vorbei gefahren, wenn nicht ein Bus dort geparkt hätte. So konnten wir einen Blick in den zerklüfteten Kuiseb-Canyon werfen, in dem sich zwei deutsche Geologen im zweiten Weltkrieg versteckt hatten. Eine trostlose Gegend. Nur Felsen und Geröll.
Die 140 km bis Walvis Bay brachten wir schnell hinter uns, statten aber vorher noch der Düne 7, mit 130m Höhe die höchste in der Gegend, einen Besuch ab. Es war wenig los, auf eine Besteigung verzichteten wir und verließen den vermüllten Platz schnell in Richtung Walvis Bay. Der Herr der Wege führte uns direkt zum Raft, einem bekannten Restaurant, in dem wir uns nach einem kleinen Spaziergang niederließen. Ein paar Kleinigkeiten stillten den gröbsten Hunger. Nach einem Abstecher zu den Flamingos und Pelikanen der Walvis Bay folgten wir der Küstenstraße nach Swakobmund. Dort direkt unsere Unterkunft, den Secret Garden angefahren, die Zimmer bezogen und unser Standbier genossen.Dann zogen wir weiter ins Swakobmunder Brauhaus und stillten dort unseren Durst. Bei dieser Gelegenheit reservierten wir gleich für Morgen einen Tisch.

3. November 2017 – Unterwegs in Swakopmund

Das Auto hatte heute frei und blieb im Hof der Pension stehen. Wir zogen nach dem los um die Stadt zu erkunden. Erstes Ziel war die Kristallgalerie mit dem größten ausgestellten Quarzkristall der Welt. Toll aufgemacht, man konnte den Kristallschleifern sogar bei der Arbeit zuschauen. Weiter ging es in Richtung Strand zum Swakobmund Museum das in einer alten Brauerei untergebracht war. Im Museumsgarten stillten wir unseren Durst, ehe wir uns ins Museum wagten. Das Museum hat die beste völkerkundliche Ausstellung über die Bevölkerung Namibias. Außerdem einen bot es einenÜberblick über die Transportmittel und technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit. Interessant waren auch die alte Apotheke und die Hausaustattungen um das Jahr 1900. Leider war die ökologische Abteilung gerade im Umbau. Am Leuchtturm vorbei ging es ins Café Anton. Weiter dem Strand folgend, erreichten wir das Nationale Marine Aquarium. Dort wurde das Leben im kalten Benguelastrom anschaulich dargestellt. Zusammen mit Schulklassen erkundeten wir das Aquarium, das auch über einen Tunnel verfügte, in dem man sich direkt zwischen den Fischen bewegen konnte. Als letztes besuchten wir eine Schlangenfarm. Das war die am schlechtesten aufgemachte Ausstellung, kaum Beschreibungen, kein fachkundiges Personal und mit 100 N$ unverhältnismäßig teuer. Im Gegensatz zu den anderen Museen nicht empfehlenswert. Zum Abendessen im Swakobmunder Brauhaus genossen wir Schnitzel, Steaks und andere Leckereinen.

4. November 2017 – Zu Besuch bei den Ureinwohnern Namibias

Bei 17 ° und keinem Nebel ging es 70 km Sandpiste der Küste entlang bis Hentiesbaai. Dort einen kurzen Strandspaziergang unternommen, ehe wir uns wieder in die Namib aufmachten. Immer geradeaus und durch die Wüste 130 km bis Uis, einer alten Bergbausiedlung. Dort hatte uns Afrika wieder. 34° und um 10% Luftfeuchtigkeit. Wir gönnten uns kühle Getränke mit leckerem Kuchen. So gestärkt, nahmen wir die letzten 100 km Wüste bis Twyfelfontein in Angriff. Vorher sprang uns noch ein Namadorf in den Weg, in dem die Nama, die zusammen mit den San die Ureinwohner Namibias sind, ihr Alltagsleben darstellten. Absolut sehenswert. Ein Mann, der z.B. kein Feuer machen konnte, bekam auch keine Frau. Und wer mit offenen Augen durch das Lager ging, sah, wie wenig diese Leute zum (Über-)Leben brauchten (allerdings standen draußen im Schatten die Pickups mit Handy). Danach erreichten wir die Twyfelfontein Country Lodge, unsere heutige Bleibe. Auch hier ließ das Abendessen wieder keine Wünsche offen.

5. November 2017 – Jahrtausendealte Felsgravuren

Nach dem Frühstück galt unser Augenmerk dem Highlight von Twyfelfontein, das im auch den Weltkulturerbestatus eingebrachte hatte, die Felsgravuren und –zeichnungen, die die San hier seit Jahrtausenden angefertigt hatten. Beide Techniken zusammen an einer Stelle zu finden ist äußerst selten. Über 1,5 Stunden wanderten wir vier mit unserem Guide bei fast 30 ° durch die weitläufige Felslandschaft und bewunderten die Kunstwerke der Ureinwohner. Unter der fachmännischen Leitung des Guides entdeckten wir sogar Robben, die über 100 km weiter am Meer lebten. So erhielten wir einen Einblick über die Größe der Gebiete, in denen die San umher gewandert sind. Damals noch alles ohne Zäune. Dann folgten wir der Schotterpistezu den Organ Pipes und dem Burnt Mountain. Überreste eines früheren Vulkanausbruches. Der Anblick aus dem Hilux reichte. Dann erreichten wir den versteinerten Wald. In der größten Mittagshitze, bestimmt an die 40 °, stolperten wir dem jungen Führer hinterher, der uns die versteinerten Bäume zeigte, die vor ca. 270 Millionen Jahren aus Angola hier angeschwemmt worden waren. Daneben sahen wir auch noch die seltenen Welwitschia Pflanze, ein echter Wüstenspezialist, der bis zu 1500 Jahre alt werden kann. In Khorixas tankten wir. Weiter ging es, nobel auf Asphalt ca. 70 km ehe wir mitten in der Pampa rechts abbogen und über die gewohnte Staubpiste die Vingerklip erreichten. Der Küchenchef erfüllte mit dem Abendessen alle unsere Wünsche und wir saßen noch gemütlich zusammen und ließen den Tag Revue passieren.

6. November 2017 – Savannenlandschaft erinnert an Afrika-Filme

Nach dem üblichen, üppigen Frühstücksbuffet, ging es uwieder auf die Piste. Nach 40 km Schotter und 80 km Asphalt durch immer grüner werdende Vegetation erreichten wir Outjo, ein kleines, sauberes Städtchen mit großer Bäckerei und Geldautomaten, die auch funktionierten. Wir füllten unsere Brieftaschen auf, stärkten uns mit Butterbrezeln und kühlen Getränken und fuhren weiter durch die grüne Savannenlandschaft, die jetzt wirklich an die Afrika-Filme erinnerte, mit den weit ausladenden Bäumen und grünen Büschen. Über Asphalt waren die 100 km bis zur heutigen Unterkunft, der Okutala Etosha Lodge ein Kinderspiel und zu mittag bezogen wir schon unsere Hütten. Von der Besucherterrasse der Lodge über dem Wasserloch waren Kudus, Leierantilopen, Oryxantilopen, Springböcke und Perlhühner zu beobachten. Nach der Siesta ging es in den Pool, am Wasserloch herrschte weiter reges Treiben. Nashörner, Gnus, Wasserböcke und Giraffen löschten ihren Durst, wir auch. Eine Gruppe Mangusten tollte vor den Hütten und sogar eine Giraffe stolziert im Lodgegelände herum und naschte vom Grün der Bäume. Unser Abendessen wurde in der üblichen Fülle direkt auf der Terrasse serviert.

7. November 2017 – Safari im Etosha Nationalpark

Als wir zum Frühstücksbuffet kamen, waren die meisten Hotelgäste schon mit den offenen Affenschaukeln unterwegs und wir konnten das reichhaltige Mahl in Ruhe genießen. Dann brachen auch wir auf in den Etosha Nationalpark, 1907 gegründet und mit 22.912 km² einer der größten und bekanntesten in Afrika. Durch das Andersson-Tor in den Park, gleich zum ersten Wasserloch links abgebogen und da standen sie vor uns. Die Mitbewohner unserer Lodge mit ihren Affenschaukeln. Und um sie herum ein Gewimmel von Zebras, Springböcken und Giraffen. So viele Tiere gleich am Anfang verhieß nichts Gutes.
In Okaukuejo wurde der Eintritt entrichtet und dann ging es in den Westen des Parks. Über Wüstenpisten ging es bis zum Zauberwald. Ein paar Zebras, die überall vertretenen Springböcke, aber keine Elefanten, Löwen oder sonstige Mitglieder der Big Five. Wir kehrten um und hatten Glück, in einem Wasserloch kurz vor Okaukuejo, konnten wir einen Elefanten im Wasserloch beobachten. Wir erkundeten den südlichen Teil des Parks, begleitet von Impalas, Zebras, Giraffen und Springböcken. Vom Park ging es zur heutigen Unterkunft, der Etosha Safari Lodge. Ein ganz anderer Lodge-Typ als die bisher gewohnten. Das Haupthaus hoch oben auf dem Hügel, die Anlage extrem weitläufig mit einem riesigen Sundowner-Balkon, aber nicht ohne Charme.

8. November 2017 – Goodbye Etosha

Nach der Morgenwanderung von unseren Hütten durch die weitläufige Anlage zum Frühstücksbuffet ging es zum letzten Mal in den Etosha-Park. Aber außer einem Schakal, der direkt vor dem Auto die Straße querte, gab es heute nichts. Beinahe hätten wir dabei die vier Jungen des Schakals übersehen, die vor dem Bau an der Straße spielten. Nach drei Stunden Staub- und Holperpisten, mit weniger Wildbeobachtungen als gestern, bei ca. 30 ° gönnten wir uns in Halali einen kühlen Mittagsdrink. Weiter ging es nach Osten bis direkt an die Etosha-Pfanne von einem Wasserloch zum Nächsten. Die Anfahrt zum Onguma Bush Camp war ein Abendteuer für sich. Drei riesige Kudus sprangen aus dem Stand über den ca. 150 cm hohen Zaum auf die Straße zum Camp und verschwanden im Busch. Nachmittags saßen wir schon, bereit zur Wildbeobachtung auf der Terrasse hoch über dem Wasserloch bei einem kühlen Bier. Bevor zum wiederholten Mal ein herausragendes Drei-Gänge-Menü serviert worde.

9. November 2017 – Hinauf aufs Waterberg Plateau

Nach dem üblichen fulguralen Frühstück starteten wir zur „Gartenstadt Tsumbe“ im Nordosten Namibias. Zusammen mit Otavi und Grootfontain bildet es das Minendreieck Namibias. Abgebaut wurden vor allem Kupfer, Blei und Zink. Die meisten Minen liegen heute still. Tsumbe hat sich wegen seiner Nähe zum Etosha-Nationalpark zu einem beliebten Touristenziel entwickelt. Auf der Weiterfahrt trafen wir kurz vor Grootfontain auf den Hobameteorit. Der quaderförmige Stein soll vor ca. 80.000 Jahren vom Himmel gefallen sein und bis heute weiß niemand, wie er in die Kalahari gekommen ist. Deshalb ließen wir ihn auch unbeachtet liegen und fuhren weiter nach Grootfontain. Hier sah es ganz anders aus als in Tsumbe. Einige Minen waren anscheinend wieder in Betrieb und überall sah man Sicherheitsleute mit Kalaschnikows. Endlich wieder über Sand- und Staubpisten durch die grünen Savannen. Rechts und links Warzenschweine, Paviane und Impalas. Leider konnten wir unsere gewohnte Geschwindigkeit nicht halten. Hier war Farmland und alle paar Kilometer kam ein geschlossenes Tor. Aussteigen, Öffnungsmechanismus erkunden, öffnen, durchfahren und wieder verschließen. Wir hatten das Waterberg Plateau, das sich 200m hoch über die Kalahari erhebt, erreicht, bezogen das Camp, und buchten für morgen Abend eine Rundfahrt durch den Nationalpark. Auf einem abenteuerlichen Dschungelpfad ging es zum Abendessen in der alten Polizeistation, von der Qualität das schlechteste auf unserer bisherigen Tour, aber genießbar. Diverse Steaks, Nudeln und Nachtisch.

10. November 2017 – Waterberg NP

Die geplante Wanderung auf das Plateau wurde wegen des Regens gestrichen und stattdessen der kleine Soldatenfriedhof am Rand des Campgeländes besucht. Dieser Friedhof befindet sich in bestem Zustand, wie übrigens alle Denkmäler aus der Zeit um 1900, bei uns undenkbar. An der Mauer dieses kleinen Soldatenfriedhofs hatten Bundeswehrsoldaten ein Schild für die gefallenen Hererokämpfer angebracht. Kein Schild erinnerte an die hunderttausend verdursteten und verschleppten Zivilisten, die den Schutztruppen zum Opfer gefallen waren. Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört und wir konnten unsere geplante Wanderung zum Plateau doch noch starten. Steil ging es bergauf, über riesige Steinbrocken. Manchmal mussten wir die Frau darüber heben. Aber wir schaften es. Zur Mittagszeit saßen wir hoch oben auf dem Fels und genossen den Ausblick über die nach dem Regen grüne Kalahari. Abwärts ging es schneller, nachmittags ging es auf unserer Affenschaukel los. Nach 10 km stieg schon der erste aus. Dann ging es steil bergauf direkt in den Nationalpark. Auf Sandpisten ging es kreuz und quer durch das Gelände. Es gab Giraffen, Steenbock und Impalas zu sehen. Aus sicheren Unterständen konnten wir sogar Büffel, die aus Angola importiert waren, beobachten. Die viereinhalb Stunden vergingen wie im Flug. Das Abendessen trieb der Hunger wieder rein. Zum Glück war das Bier kühl und wir konnten uns noch unterhalten, ehe wir die Nachtwanderung im Dunkeln wieder antraten.

11. November 2017 – Geschichte & Kultur in Windhuk

Nach dem Frühstück begann die letzte Etappe unserer Reise. Wir genossen die letzten 20 km Sandpiste und nahmen dann die 200 km Asphaltstecke in Angriff. In Okahandja legten wir eine Pause ein und fuhren die letzten 80 km durch eine Baustelle (die bauen dort eine Autobahn, wahrscheinlich dass die Touristen noch schneller in den Etosha-Park kommen) bis Windhuk. Unseren Hilux stellten wir an der Christuskirche ab und besichtigten das von Nordkorea erbaute „Independence Memorial Museum“ mit Restaurant (geschlossen) in der oberen Etage und das ebenfalls von Nordkorea stammende Freiheitsdenkmal direkt bei der alten Feste. Diese wurde von Deutschland 1890 zur Sicherung des Friedens in Windhuk errichtet, um angeblich die Streitigkeiten zwischen Herero und Namas zu schlichten. Der Innenhof ist jetzt Standplatz des Reiterdenkmals „zum ehrenden Andenken an die tapferen deutschen Krieger“. Auch hier wieder kein Wort über die Opfer. Ich wüsste auf Anhieb kein Land auf der Welt, in der die Geschichte so gelassen betrachtet wird. Und Namibia hat ja nicht nur unter den Deutschen gelitten. Weiter ging es hinunter in die Independence Avenue, wo es in einem Steakhaus ein leckeres Mittagessen gab. Wieder in der Villa Violet gönnten wir uns noch ein Standbier im Garten und hielten Siesta. Um 18 Uhr ließen wir uns von einem Taxi (die Gegend wimmelte von bewaffneten Sicherheitsleuten) zu Joes Bierhaus bringen. Dort ließen wir uns das gewohnt gute Essen schmecken.

12. November 2017 – Time to say goodbye

Heute mal etwas ganz neues, wir verpennten und mussten unsere ganze Routine ausspielen, um nicht in Stress zu geraten. Das Frühstück wurde gestrichen. Das Gepäck das letzte Mal verladen und es ging zum letzten Abschnitt unserer Reise. Über die dunkle Landstraße ging es zum Flugplatz. Dort verabschiedete sich Namibia auf seine Weise; der Weg zur Tankstelle war übersät von Schlaglöchern und Sandverwehungen, ganz wie in der Wüste.

G. Friedrich

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