Eine anstrengende, aber wunderbare Woche am Mt. Meru
Tansania 06.12.2012

Eine anstrengende, aber wunderbare Woche am Mt. Meru

Meru Besteigung im Arusha Nationalpark 2012


Nach einem langen Flug landeten wir abends auf dem Kilimanjaro-Airport in Arusha. Schnell fanden wir unseren Fahrer und unseren Guide. Sie fuhren uns zur Meru View Lodge, wo wir nett empfangen wurden und schnell unsere kleinen, stilvoll eingerichteten Bungalows erhielten.

Am nächsten Morgen ließen wir uns von aufmerksamen Kellnern mit einem opulenten Frühstück im gemütlichen Speisesaal verwöhnen. Später sahen wir uns die Lodge an. Kleine Häuschen mit einem oder zwei der insgesamt fünfzehn Zimmer standen verteilt in einem parkähnlichen Garten voller Blumen und exotischer Sträucher und Bäumen voller bunter Vögel. Auch hatten wir einen guten Blick auf den aus unserer Sicht erschreckend hoch liegenden Gipfel des Mount Meru.

Nach dem Mittagessen vermittelten uns die Mitarbeiter der Lodge einen Fahrer mit Auto, der uns zum Markt im nahe gelegenen Ort Usa River brachte. An den zahlreichen kleinen Ständen und Geschäften wurden hauptsächlich Lebensmittel aus der Gegend, Bekleidung und Schuhe angeboten. Nachdem wir alles gesehen und diverse Gewürze gekauft hatten, ließen wir uns wieder zurückbringen. Nach einem schmackhaften Abendessen bei Kaminfeuer packten wir unsere Rucksäcke. Am nächsten Morgen wollten wir zum Mount Meru aufbrechen.

27-Aug-2012: Aufbruch
Nach dem Frühstück wurden wir von unserem Guide und unserem Fahrer abgeholt, die uns zum Momella Gate, der „Talstation“, brachten.
Unsere Trekking-Gruppe bestand aus sieben Wanderern, die bei verschiedenen Reiseveranstaltern gebucht hatten. Zusammen mit unseren Guides und einem erfahrenen, bewaffneten Ranger begannen wir gegen Mittag den Aufstieg. Die Träger und Köche nahmen einen anderen Aufstiegsweg. Da es bewölkt war und angenehme Temperaturen herrschten, machte uns der Aufstieg durch offenes Gelände nichts aus.

Später ging der Weg durch lichten Wald langsam, aber stetig, bergauf. Wir hatten Glück und sahen und hörten mehrfach schwarz-weiße Mantelaffen (Colobus monkeys), wie sie durch das Geäst der Bäume sprangen und uns neugierig beobachteten. Schließlich erreichten wir den berühmten „fig tree arch“, einen sehr großen Würge-Feigenbaum, dessen Wurzeln rechts und links des Weges im Boden liegen und in der Mitte einen Durchgang freilassen. Sogar Autos können hindurch fahren. Nach etwa einer weiteren Stunde erreichten wir die Maio Falls, eine malerische Lichtung mit kleinem Wasserfall. Hier rasteten wir einige Zeit und aßen unsere Lunchpakete.

Bald wurde die Luft feuchter und wir sahen wir nun immer häufiger Bäume, die völlig mit Bartflechten bewachsen waren, was dem Wald das Aussehen eines verwunschenen Märchenwald gab. Hin und wieder sahen wir zwischen den Bäumen Wasserböcke und sehr große, schwarze Vögel. Nach weiteren zwei Stunden Aufstieg verließen wir den Wald und querten ein mit zahllosen gelb und orange blühenden Fackellilien bewachsenes Lavafeld. Kurz darauf begann es zu regnen. Glücklicherweise erreichten wir bald unser Tagesziel, die Miriakamba Hut, wo wir zügig ein Zimmerchen zugewiesen bekamen und unser Gepäck erhielten. Wir zogen uns um und erholten uns bei heißem Tee und Snacks im Speiseraum der Miriakamba Hut. Nach dem leckeren Abendessen gingen wir früh schlafen.

28-Aug-2012: Zur Saddle Hut & Little Meru
Am nächsten Morgen starteten wir früh Richtung Saddle Hut. Es regnete nicht mehr und die Sonne lugte hervor, sodass wir gelegentlich den Gipfel des Mount Meru sahen. Je höher wir aufstiegen, desto kleiner und weniger wurden die Bäume. Wir erklommen in den folgenden Stunden mehrere tausend Treppenstufen. Und erreichten mittags einigermaßen erschöpft die Saddle Hut. Wie die Miriakamba Hut besteht sie aus mehreren Hütten mit Unterkünften, Küche, Waschhäuschen (ohne fließendes Wasser), Lagerräumen und Speiseraum. Unsere fleißigen Helfer hatten für uns Schüsseln mit heißem Wasser zum Waschen bereitgestellt. Später gab es ein vorzügliches Mittagessen.

Nach der Mittagspause wanderten wir zum Gipfel des Little Meru. Der Weg hinauf dauerte nur eine knappe Stunde und war, trotz der dünnen Luft, einfach zu bewältigen. Da es bewölkt war, konnten wir leider nur gelegentlich Ausblicke ins weit entfernte Tal und in die Ebene genießen. Kurz sahen wir den Anstieg zum Kraterrand des Mount Meru. An diesem Abend gingen wir sehr früh schlafen. Allerdings war es recht kalt und klamm in den kleinen Zimmern.

29-Aug-2012: Auf zum Gipfel
Nach kurzem, unruhigem Schlaf wurden wir mitten in der Nacht geweckt. Wir zogen uns an und nach einem Toast und einer Tasse Tee ging es um 1:10 Uhr los. Um die Hände frei zu haben setzte ich, wie viele andere auch, eine Stirnlampe auf. Auf den ersten Kilometern war der Weg noch sehr bequem. In Serpentinen ging es langsam hoch zum Rhino Point, einer Bergkuppe vor dem eigentlichen Weg zum Gipfel. Danach ging es auf einem steinigen, unbequemen Pfad ein Stück nach unten und danach langsam bergauf. Immer wieder zeigte mir unser Führer den richtigen Weg, der auf Grund weniger Markierungen und der Dunkelheit um uns herum nur schwer zu erkennen war.

Auf halber Strecke, ca. 4000m hoch, bekam ich leichte Kopfschmerzen und fühlte mich etwas schwindelig. Nach einer Tablette gegen Schmerzen und Schwindel ging es mir schnell wieder gut. Die dünne Luft, das steiler werdende Gelände und Abschnitte voller rutschiger Vulkanasche machten mir aber dennoch zu schaffen. Auf meine Fragen, wie lange wir noch bis zum Gipfel brauchen würden, antwortete der Guide stets freundlich, aber wenig informativ, mit „almost“ oder „you can see the summit“. Ein steiles Stück führte über mit Raureif überzogene Felsen. Einige Male musste ich die Hände zur Hilfe nehmen. Immer häufiger brauchte ich kurze Pausen zum Durchatmen. Unser Guide hingegen verhielt sich wie auf einem gemütlichen Spaziergang.

Endlich, als die Morgendämmerung schon einsetzte, sahen wir den Gipfel mit der tansanischen Flagge, den wir nach etwa einer halben Stunde begrüßen konnten. Wir hatten unser Ziel erreicht. Das Glücksgefühl, den Berg bezwungen zu haben, war unbeschreiblich. Der Blick vom Gipfel über das Wolkenmeer bis zum Kilimanjaro war einzigartig. Die Sonne war gerade aufgegangen und tauchte die Wolken und Bergspitzen in ein warmes, gelb-oranges Licht. Wir genossen die fantastische Aussicht und machten Fotos.

Der Rückweg war weitaus weniger anstrengend als gedacht. Nach gut drei Stunden waren die Dächer der Saddle Hut wieder zu sehen.
Dort angekommen, gab es ein stärkendes Frühstück und Zeit zum Ausruhen. Nach dem Mittagessen folgte der Abstieg zur Miriakamba Hut. Recht schnell ging es über die vielen Stufen abwärts und wir erreichten nach etwa drei Stunden die Hütten.

30-Aug-2012: Abstieg im Nebel
Am nächsten Morgen begann der Abstieg im Nebel. Wir nahmen einen anderen Pfad als beim Aufstieg. Dieser Weg war schmaler und führte uns durch üppiges Grün und vorbei an grasenden Büffeln, die uns durch den Nebel träge beobachteten.Weiter unten klarte die Sicht auf. Unser Führer machte einen kleinen Umweg zu den Tululusia Falls. Das Wasser stürzte dort aus großer Höhe zwischen zwei Felswänden hinab. Am Rand der Felsen wuchsen einige Würgefeigen mit ihrem bizarren Wurzelwerk. Bald waren wir wieder am Momella Gate, wo wir unsere Urkunden für die Besteigung des Mount Meru erhielten. Nach einigen Erinnerungsfotos wurden wir zur Lodge gebracht und konnten uns von den Strapazen erholen.

31-Aug-2012: „Coffee Tour“
Am letzten freien Tag besuchten wir mit einer Mitarbeiterin der Lodge die nähere dörfliche Umgebung bei einer „Coffee Tour“. Uns wurde gezeigt, wie viele Arbeitsschritte nötig sind, um Kaffee aus den Früchten des Kaffeestrauches zu gewinnen. Die traditionelle Kaffeeherstellung ist sehr arbeitsintensiv. Der Geschmack des frisch gebrühten Kaffees aus kurz zuvor gerösteten Bohnen war aber unvergleichlich gut.

Mittags waren wir bei einer Bauernfamilie zum Essen eingeladen. Gekocht wurde über offenem Feuer in einem Verschlag neben dem Wohnhaus.
Vor dem Essen wurde Wasser zum Händewaschen gereicht. Danach durften wir auch auf traditionelle Weise mit den Fingern essen. Es war gar nicht einfach, etwas Ugali (fester Maisbrei) mit der rechten Hand zu einer Kugel zu formen und dann mit dem Daumen eine kleine Kuhle hinein zu drücken. Mit dieser Art Löffel konnte man dann den afrikanischen Spinat und das Bohnengemüse aufnehmen und essen. Es schmeckte uns sehr gut.

Später wanderten wir noch am Usa River, der dem Ort den Namen gegeben hatte, entlang. Der schmale, urwaldartige Wald rechts und links des Flusses mit riesigen alten Bäumen, in denen viele Affen tobten und Vögel sangen, beeindruckt uns sehr. Unzählige wunderschöne, große Schmetterlinge begleiteten uns.

01-Sep-2012: Der Abschied
Heute hieß es Abschied nehmen. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen. Im Garten der Lodge machte ich noch einige Fotos und filmte Vögel. Bald darauf wurden wir zum Kilimanjaro-Airport gefahren und abends flogen wir heimwärts.

Eine anstrengende, aber wunderbare Woche war zu Ende gegangen. Das war bestimmt nicht die letzte Reise in dieses schöne, exotische Land…


G. Puppe